
"Danke für die Helme!" - Was Ukrainer in Deutschland von Berlin fordern
DW
Bundeskanzler Olaf Scholz will zwischen Kiew und Moskau vermitteln. Vor seiner Abreise in die Krisenländer haben Ukrainer in Berlin demonstriert. Sie wünschen sich mehr Unterstützung für ihr Land. Kate Brady aus Berlin.
"Slawa Ukraijini" - "Ruhm der Ukraine" ertönt der Wahlspruch des ukrainischen Militärs am späten Sonntagnachmittag vor dem Brandenburger Tor. Die tief stehende Sonne Februarsonne wird von den Töpfen, Pfannen und Küchensieben reflektiert, die einige der ukrainischen Demonstranten auf den Köpfen tragen - als satirische Anspielung darauf, dass die Bundesregierung die 5000 Helme anstelle der angefragten Defensivwaffen nach Kiew geschickt hat, um die Ukraine im Konflikt gegen Russland zu unterstützen. Unter dem sarkastisch gemeinten Motto "Danke für die Helme!" forderten rund 200 Menschen die Bundesregierung auf, mehr zur Lösung der Ukraine-Krise beizutragen.
Die Demonstration fand einen Tag vor der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz in die Krisenregion statt. Am Montag trifft Scholz den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij in Kiew, am Dienstag Wladimir Putin in Moskau. Die Russische Föderation fordert Zusicherungen, dass die Ukraine niemals in die NATO aufgenommen wird. In den vergangenen Wochen hat sie mehr als 100.000 russische Soldaten an die Grenze zum Nachbarland verlegt. Die Erwartung der westlichen Verbündeten an Scholz' Gespräche sind verhalten, die Demonstranten haben ihre eigenen Forderungen an den Kanzler.
Vitali Olijnik ist 52 Jahre alt und lebt seit fast 30 Jahren in Deutschland. Er sagt, das deutsche Zögern spiele Russland in die Karten und verstärke die militärische Übermacht des großen Nachbarn: "Die wirtschaftliche Unterstützung, die Deutschland der Ukraine gegeben hat, waren eine große Hilfe, aber jetzt brauchen wir andere Mittel. Wie wir in der Ukraine sagen: Zum Mittagessen brauchst Du einen Löffel."
Auch der 30-jährige Artur, der vor acht Jahren nach Berlin gezogen ist, erwartet eine zackigere Ansage von der deutschen Regierung: "Vielleicht sollten die Sanktionen (gegen Russland, Anm. d. Red.) schon jetzt gelten - irgendwann ist es zu spät." Einerseits sei er froh, dass der größte Teil seiner Familie in Deutschland sei, sagt Artur. Andererseits: "Wenn Du hier lebst, kannst Du nicht viel tun, ich kann nur meine emotionale Unterstützung anbieten. Aber wir müssen auch ruhig bleiben und eine Massenpanik vermeiden."
Ganz ähnlich hatte sich auch der ukrainische Präsident in den letzten Tagen geäußert, nachdem US-Präsident Joe Biden gesagt hatte, eine russische Invasion könne jeden Augenblick beginnen. Der größte Feind zu diesem Zeitpunkt sei Panik, sagte Selenskij und mahnte zur Ruhe.
