
Corona trifft die Lieferketten: Wie geht es weiter?
DW
Erst kam Corona, dann rissen die Lieferketten, es bildeten sich Staus in den Häfen, den Unternehmen fehlten Vorprodukte und Rohstoffe und am Ende warteten die Verbraucher auf ihre Waren. Aber wann ist der Spuk vorbei?
Vor allem die erste Hälfte des Jahres 2020 war geprägt von pandemiebedingten Lockdowns und gerissenen Lieferketten. Mit den im Frühjahr angelaufenen Impfkampagnen keimte auch die Hoffnung auf, die Weltwirtschaft könnte sich rasch erholen. Und in der Tat zog das globale Wachstum an, um dann aber bald wieder an Fahrt zu verlieren. Zum einen stieg die Nachfrage nach bestimmten Produkten kräftig an, zum anderen kam das Angebot nicht hinterher, weil in der Schifffahrt Chaos herrschte und globale Lieferketten gestört waren.
Viele Menschen konnten ihr Geld nicht mehr wie bisher ausgeben. Da Reisen beschränkt waren, Restaurant- und Kinobesuchen ebenfalls, kauften sie massenweise Waren und überraschten damit die von der Rezession gebeutelten Unternehmen. Dieser beispiellose Nachfrageschub fiel mit erneuten Schließungen einiger der größten chinesischen Häfen und Exportdrehkreuze in Südostasien zusammen, wodurch sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage noch verschärfte. Auf der ganzen Welt kämpften Verbraucher und Unternehmen mit Engpässen bei vielen Produkten: von Fahrrädern über Autos, Spielzeug, Smartphones bis hin zu Stahlbeton und Computerchips.
"Die stark gestiegene Nachfrage ist an die physischen Grenzen der Häfen gestoßen", erklärt Coleman Nee, leitender Wirtschaftswissenschaftler bei der Welthandelsorganisation (WTO), gegenüber DW. Selbst der Transport per Luftfracht, wie er bei Halbleitern oft üblich ist, sei schwierig gewesen, da aufgrund der Reisebeschränkungen weniger Flugzeuge unterwegs gewesen seien. Fracht wird oft in normalen Passagiermaschinen zugeladen.
Besonders in den USA bestellten viele Verbraucher mehr Waren und die Unternehmen versuchen ihre Lagerbestände wieder aufzustocken. Große Staus in den US-amerikanischen und europäischen Häfen führten jedoch dazu, dass die Schiffscontainer einfach stecken blieben und an anderer Stelle dann fehlten. Zum Teil dauerte es Wochen, bis gefüllte Container entladen werden konnten, wodurch es zu wenig leere Container gab. Noch im November warteten rund 400 bis 500 Containerschiffe darauf, an Häfen abgeladen zu werden, darunter etwa 70 allein in Los Angeles.
Der Mangel an Containern ließ die Containerpreise auf ein Rekordhöhen steigen. Auch wenn die Transportkosten in den letzten Monaten wieder gesunken sind, sind sie doch nach wie vor exorbitant hoch: Laut dem Marktforschungsunternehmen Drewry Shipping haben sich die Containerpreise im Vergleich zum Vorjahr etwa vervierfacht.
