Corona-Politik: Auf dem Rücken unserer Jüngsten
Frankfurter Rundschau
Das Wohl und die Rechte von Kindern und Jugendlichen werden in der Corona-Pandemie brutal missachtet – dabei sind sie die Zukunft. Eine Brandrede von Nina Luttmer.
Ich bin wütend. Dabei bin ich kein Mensch, der wahnsinnig schnell wütend wird. Ich würde mich als sehr anpassungsfähig und ausgeglichen beschreiben – schöne Momente kann ich genießen und schlechte Phasen mit viel Optimismus gut meistern. Aber die Art und Weise, wie in unserem Land seit fast eineinhalb Jahren mit Kindern und Jugendlichen – und mit den Eltern, zu denen auch ich gehöre – umgegangen wird, macht mich nur noch fassungslos. Ich fühle mich ohnmächtig, von der Politik ungehört, im Stich gelassen – und das Gefühl der Ohnmacht erzeugt Wut. Ich kann nicht den einen Grund benennen, der zu diesem Gefühl geführt hat. Es kommen so viele Dinge zusammen. Aber mein Fazit ist klar: Die deutschen Politikerinnen und Politiker interessieren sich nicht für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen. Sie behaupten das zwar, aber es sind leere Worthülsen – am Ende werden immer und immer wieder Entscheidungen auf dem Rücken der Jüngsten dieser Gesellschaft gefällt. Den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 haben viele Familien noch halbwegs gut hinbekommen. Viele dachten ja, dass der Spuk dann bald vorbei ist. Aber müde waren dennoch fast alle. Kinder bespielen, Homeschooling, nebenbei arbeiten, kochen, den Haushalt schmeißen, streitenden Nachwuchs trennen und dabei möglichst wenig vor die Tür gehen – Spielplätze und alles, was Kindern sonst Spaß bereitet, waren ja sowieso abgesperrt und geschlossen – das hat auch bemühte Eltern geschafft. Und die Kinder sowieso. Kinder waren damals öffentlich als potenzielle Virenschleudern gebrandmarkt; wie oft habe ich meine Kinder im Supermarkt oder anderswo gemaßregelt, weil sie zu nah an andere Menschen rangingen und sich böse Blicke einfingen.More Related News