Corona im Fußball: Kontrastprogramm der Kurven
Frankfurter Rundschau
Fanszenen und Experten sind sich uneins über die Auslastung und das Verhalten beim Stadionbesuch.
Frankfurt am Main - Selbst Michael Gabriel, als Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) einer der profundesten Kenner der Fanszene von Eintracht Frankfurt, hat sich am Sonntag über die eigenartige Atmosphäre in der neuen Heimat des SC Freiburg gewundert. Das Stadion war mit 32.500 Zuschauenden bestens besetzt, aber die Stimmung in dem neuen Schmucktempel vergleichsweise mau. Und das lag nicht nur daran, dass auf dem gesamten Stadiongelände - auch am Platz - zwingend Maskenpflicht herrschte. Zuvor hatten drei Ultragruppen gemeinsam entschieden, ihre Mannschaft ausnahmsweise nicht zu unterstützen. Es gab keine Gesänge. Man wollte sich in der aktuellen Corona-Lage angemessen verhalten und mit dem Verzicht den Ausstoß von Aerosolen reduzieren.
Das war auch deshalb ein bemerkenswertes Zeichen, weil am selben Tag – Anpfiff zwei Stunden später – der FSV Mainz 05 bei seinem von 25.500 Fans besuchten Heimspiel gegen den 1. FC Köln das Kontrastprogramm aus seiner Kurve lieferte. Der Mainzer Fanblock hatte das Singen eben nicht lassen wollen. Man stand, schrie und schunkelte zusammen. Dicht an dicht, ohne Maske. Zwei Vereine, die in vielen gesellschaftspolitischen Fragen fast im Gleichklang ticken, hätten kaum einen größeren Gegensatz zum Fanverhalten im Stadion bieten können an diesem Sonntag. Einmal mehr zeigt sich, dass es auch in der vierten Welle für den Profifußball fast unmöglich ist, ein richtig oder falsch zu finden. Fakt ist derweil, dass sich in der dramatischen Pandemieentwicklung die nächsten Publikumsbeschränkungen ankündigen.
Das tückische Corona-Virus spart eben nichts und niemand aus. Drastisch trifft es als ersten Erstligisten den Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig, der im von den Infektionen besonders betroffenen Bundesland Sachsen mindestens bis zum 12. Dezember wieder Geisterspiele austragen muss. In einer Stellungnahme hatte der Brauseklub das Land dafür gescholten, „keine tragfähigen Konzepte“ zur Eindämmung der Pandemie umzusetzen.