Chronik einer zögerlichen Annäherung
Süddeutsche Zeitung
Die Erinnerungen an frühere Auseinandersetzungen schwingen mit, wenn nun SPD und Linke nun über ein Bündnis im Bund nachdenken. Über die Geschichte einer Rivalität, in der auch persönliche Verletzungen oftmals eine Rolle spielten.
Freunde waren sie nie, nur Parteifreunde. In ihrem Fall bedeutete das: Rivalen. Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine galten als politische Enkel der sozialdemokratischen Ikone Willy Brandt. Ende der Neunziger des letzten Jahrhunderts hatten sie beide Ambitionen, Kanzlerkandidaten der SPD zu werden. Schröder setzte sich durch, Lafontaine kämpfte als Parteichef für den Wahlsieg, im September feierten sie gemeinsam, zum letzten Mal Seite an Seite. Lafontaine wurde Bundesfinanzminister, gab aber wenige Monate später dieses und all seine politischen Ämter auf, um zu einem der schärfsten Kritiker der rot-grünen Regierung zu werden.