Chinesische Verbrechersyndikate breiten sich in Südostasien aus
DW
Die chinesische Mafia breitet sich in Kasino-Städten mehrerer südostasiatischer Länder rasant aus. Das hat Folgen bis nach Deutschland. Die DW hat eine kriminelle Hochburg in Laos besucht.
Inmitten der bewaldeten Gipfel des laotischen Dschungels sind die funkelnden Lichter der Kasinos und Hotelanlagen von weit her zu sehen. "Sonderwirtschaftszone Goldenes Dreieck" nennt sich das Gebiet im Nordwesten von Laos. Eine weitgehend rechtsfreie Zone, unter der Kontrolle der chinesischen Mafia, auch Triaden genannt.
In der Stadtmitte ragt das kolossale "Kings Romans"-Kasino aus dem Gebäudemeer. Es ist das Machtzentrum und der Amtssitz des chinesischen Gangsters Zhao Wei, der sich 2007 mit der laotischen Regierung auf einen 99-jährigen Pachtvertrag einigte. Er versprach die 3000 Hektar große Landzunge, an der sich Thailand, Myanmar und Laos treffen, in ein florierendes Touristenzentrum zu verwandeln. Entstanden ist stattdessen ein Zentrum für den internationalen Drogen-, Wildtier- und Menschenhandel. Als neues Geschäftsfeld wurde wegen der Covid-Pandemie der Onlinebetrug erschlossen - mit Auswirkungen bis nach Deutschland.
Passiert man die vom Sicherheitsdienst der Zone bewachte Schleuse, wähnt man sich in einer boomenden chinesischen Kleinstadt. Luxuskarossen von Mercedes-Benz und BMW kurven ohne Nummernschilder um die nagelneuen Apartmentblocks, Supermärkte und Kasinoanlagen. Auf dem Beton liegen Bauarbeiter aus dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Myanmar und ruhen sich aus. Bald soll ein internationaler Flughafen öffnen, um Kunden direkt aus Macau, China oder Hong Kong in die Glücksspielenklave einfliegen zu können.
Die Covid-Pandemie hat den Besucherstrom ins goldene Dreieck vorerst allerdings zum Versiegen gebracht. Die Zeiten, als Scharen von Festlandchinesen an den Baccarat-Spieltischen zigtausende Yuan verprassten und Körperteile von Tigern und Bären verspeisten, liegen mehr als zwei Jahre zurück. Auch die Flaniermeile der "China Town", einst frequentiert von Prostituierten und Freiern, ist wie leergefegt.
Der Grund: Die Pandemie hat das lukrative Geschäft mit Glücksspiel, Prostitution und illegalem Tierhandel ausgebremst. In ihrer Not sind die kriminellen Dauermieter auf eine krisenfestere Einnahmequelle umgeschwenkt: Onlinebetrug.