
China zwischen Pandemie und Prestige: "Mir steht nicht der Sinn nach Sportevents"
DW
Deutschlands Tischtennis-Ass Dang Qiu reist als Frontmann zur Team-WM nach Chengdu. Für China ist es das erste Sport-Großereignis nach Olympia. Die Null-COVID-Politik sorgt für strikte Regeln und Frust bei Einwohnern.
Dang Qiu ist gut gelaunt. Vor wenigen Wochen hat der 25-jährige Deutsche den EM-Titel gewonnen. "Im richtigen Moment abgeliefert zu haben, das freut mich daran besonders”, verrät er im Gespräch mit der DW direkt nach dem Training in Düsseldorf. "Auf diesem Erfolg ausruhen werde ich mich aber definitiv nicht." Sein Blick geht schon weiter: bei der anstehenden Team-WM wird er zum ersten Mal das deutsche Nationalteam anführen. Es ist der erste Schritt zu einem Generationswechsel, der sich langsam andeutet. Nach erfolgreichen Jahren mit Topspielern wie Timo Boll and Dimitrij Ovtcharov, seinen Vereinskollegen in Düsseldorf, steht Qiu erstmals als Einzelspieler bei einer WM in der ersten Reihe.
Nicht nur deswegen stehen die Titelkämpfe unter besonderen Vorzeichen. "Wir wissen, dass die Corona-Pandemie in China sehr viel strikter bekämpft wird. Darauf müssen wir uns einstellen”, erzählt Richard Prause, der Sportdirektor des deutschen Teams. "Insgesamt mit einem guten Gefühl" fahre er nächste Woche nach China, sagt Qiu. Er spricht die Sprache, hat dort Familie, es ist die Heimat seiner Eltern - und doch "bleiben ein paar Bedenken, vor allem, wenn ein Coronatest positiv ausfallen würde."
In Chengdu, dem Austragungsort der Team-WM, wurde ein strikter Lockdown erst Anfang dieser Woche aufgehoben. Mehr als zwei Wochen mussten die 21 Millionen Einwohner zu Hause verbringen.
Jetzt werden die Regeln gelockert. Einschränkungen, wie das Verbot zwischen gewissen Stadtvierteln zu pendeln, gelten weiterhin, ebenso wie vorgeschriebene Corona-Testungen. Es überwiegt jedoch die Erleichterung der Menschen über die wiedererlangte Bewegungsfreiheit. Die vom Frühjahr in den Herbst verlegte Tischtennis-WM bewegt die Gemüter dagegen bisher kaum.
Dabei ist die Bedeutung enorm. "Alle anderen Großveranstaltungen verschiedener Sportarten wurden abgesagt, das unterstreicht den Stellenwert von Tischtennis in China”, betont Richard Prause, der Sportdirektor des Deutschen Tischtennisbundes. Nach den olympischen Winterspielen ist die Team-WM das wichtigste Sportereignis dieses Jahres in China. "Darauf sind wir sehr stolz”, erklärt auch ein Sprecher des Tischtennis-Weltverbandes ITTF auf Anfrage der DW. "Wir haben hart dafür gearbeitet, dass die mehr als 1000 Teilnehmenden auf höchstem Niveau spielen können."
