China peilt einen neuen Corona-Kurs an
DW
Die strikten Corona-Maßnahmen in China werden in immer mehr Städten gelockert. Und schon bald, so deuten es staatliche Medien an, könnte ihnen vollends die Grundlage entzogen werden.
Mit seiner Null-COVID-Politik bringt Chinas Staats- und Parteichef Xi Jingping nicht nur die chinesische Wirtschaft in Bedrängnis, sondern auch immer größere Teile der Bevölkerung gegen sich auf. Eine Meldung der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Yicai deutet darauf hin, dass die Kommunistische Partei diese Politik inzwischen überdenkt.
Weil das Virus immer schwächer werde, verbesserten sich die Bedingungen für eine Herabstufung von COVID-19 als ernste, ansteckende Krankheit, heißt es in dem Yicai-Bericht. Mehr als 95 Prozent der Fälle in China seien nun asymptomatisch und verliefen mild, auch die Sterblichkeitsrate sei sehr gering. Unter diesen Umständen entspreche die Einordnung des Virus in der Kategorie A nicht länger den wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die Protokolle für Infektionskrankheiten der Kategorie A bilden die rechtliche Grundlage für die strikten Coronamaßnahmen. Zu den Krankheiten der Kategorie A gehören in China die Beulenpest und Cholera, während SARS, AIDS und Milzbrand unter Kategorie B fallen. Zu Kategorie C gehören unter anderem die Grippe, Lepra und Mumps.
Corona könnte demnächst, so legt es der Yicai-Bericht nahe, in die Kategorie B oder sogar in die Kategorie C zurückgestuft werden. Zuständig für die Einstufung von Infektionskrankheiten ist die Nationale Gesundheitskommission, Chinas oberster Gesundheitsbehörde. Jede Veränderung erfordert jedoch die Zustimmung der Regierung.
Mehrere chinesische Städte haben ihre Coronaregeln inzwischen weiter gelockert. In der Hauptstadt Peking und in Schanghai entfällt für die Einwohner nun die Pflicht, ein höchstens 48 Stunden altes negatives Testergebnis vorzuweisen, um öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. In der Finanzmetropole Schanghai, die in diesem Jahr monatelang abgeriegelt war, können die Bewohner nun auch wieder ohne einen kürzlich vorgenommenen Test Außenbereiche wie Parks und Touristenattraktionen betreten.