China: Der Sport, die Moral und das Geld
DW
Das "Reich der Mitte" ist eine wirtschaftliche Supermacht - auch auf dem Gebiet des Sports. Dabei ist der Umgang mit der Regierung in Peking alles andere als einfach. Der Fall einer Tennisspielerin macht das deutlich.
Wer in China als Sportler seinem Beruf nachgehen will, ist dabei ganz offenbar auf das Wohlwollen der regierenden Kommunistischen Partei angewiesen. Das gilt nicht nur für Ausländer, sondern auch für chinesische Staatsbürger selbst. Aktuell zeigt das der Fall Peng Shuai.
Die Tennisspielerin, Wimbledon-Siegerin im Doppel von 2013, hatte im November 2021 beim chinesischen Mitteilungsdienst Weibo einen Post veröffentlicht, in dem sie damaligen chinesischen Vize-Premierminister des sexuellen Missbrauchs beschuldigte.
Daraufhin war die Sportlerin aus der Öffentlichkeit verschwunden, ihr Post schon nach rund 20 Minuten gelöscht. Nur in einem nach anhaltenden internationalen Protesten ermöglichten Schaltgespräch mit dem IOC-Präsidenten Thomas Bach ist sie noch einmal öffentlich in Erscheinung getreten, seither nicht mehr.
Einen Funktionär zu attackieren kann in China nicht folgenlos bleiben. Für Ausländer genügen schon weit weniger brisante Aussagen, um Ärger zu bekommen. Äußerungen zu gewissen Themen (etwa: Hongkong, Taiwan, Tibet, Dalai Lama, Uiguren, Studentenproteste 1989) sind nicht gern gehört und werden umgehend bestraft.
Bereits vor zwei Jahren klagte Alexander Jobst, bis 2021 Marketingvorstand des Fußballvereins Schalke 04, der DW gegenüber: "Die Zusammenarbeit ist oft herausfordernd, auch bedingt durch die kulturellen Unterschiede." Und dazu sei in den letzten Jahren der Ton im Umgang rauer geworden: "Man muss mit höchster Sensibilität vorgehen. Wir achten in unseren Verträgen sehr genau auf entsprechende Punkte zum Thema Meinungsfreiheit."