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Cherson in der Ukraine: Leben unter russischer Besatzung

Cherson in der Ukraine: Leben unter russischer Besatzung

DW
Friday, March 11, 2022 08:21:42 AM UTC

Städte und Dörfer in der Region Cherson, die seit den ersten Kriegstagen unter russischer Besatzung stehen, befinden sich in völliger Isolation. Das Verhalten der russischen Soldaten lässt die Bürger rätseln.

"Wir geben nicht auf, wir sind Teil der Ukraine!" Das rufen die Menschen jetzt täglich auf den Plätzen und Straßen der Städte und Dörfer der Region Cherson. Sie befindet sich faktisch seit den ersten Tagen von Russlands Krieg gegen die Ukraine unter russischer Besatzung. Die Menschen in Cherson, Nowa Kachowka, Kachowka, Hola Prystan, Skadowsk, Oleschky, Henitschesk, Nowotorojizke und Tschaplynka protestieren friedlich gegen die Präsenz der russischen Soldaten. Die Ukrainer sagen ihnen, niemand habe Russen eingeladen und sie sollten doch einfach wieder verschwinden.

"Gestern hatten wir wieder eine Kundgebung. Es kamen mehr als 5000 Menschen, alle mit blau-gelben Fahnen. Die Menschen sangen die Hymne, unterschrieben Appelle an den US-Präsidenten und europäische Staatsoberhäupter mit der Bitte, den Luftraum über der Ukraine zu sperren", sagt der Bürgermeister von Oleschky, Jewhen Ryschtschuk.

In all diesen Städten und Dörfern ist die Situation ähnlich. Sie alle sind von russischen Truppen eingekreist, die größtenteils nicht in die Städte eindringen, sondern die Zufahrtsstraßen kontrollieren. In Nowa Kachowka aber, das sich zu beiden Ufern des Dnipro und des dortigen Wasserkraftwerks erstreckt, befinden sich die russischen Truppen direkt in der Stadt. In allen Orten weht weiterhin die ukrainische Flagge und die lokalen Behörden kümmern sich um die Belange vor Ort.

"Wir haben Strom, Gas, Wasser, die kommunalen Dienste funktionieren. Menschen und Freiwillige haben sich in Verbänden organisiert, um Plünderungen zu verhindern. Kontakt zur zentralen Staatsmacht besteht nur per Telefon. Aber wie kann sie uns jetzt helfen? Bei der Logistik gibt es große Probleme. Menschen können ihre Renten im Postamt nicht abholen, weil kein Bargeld ankommt", sagt der Bürgermeister von Skadowsk, Oleksandr Jakowlew.

Skadowsk liegt 30 Kilometer von der Verwaltungsgrenze zur russisch besetzten Krim und 100 Kilometer von Cherson entfernt. In dieser Stadt gab es keine Kämpfe. Sie sei gleich in den ersten Stunden nach dem Angriff vom russischen Militär belagert worden. Überall hätten die Russen sofort Kontrollpunkte errichtet, so Jakowlew. "Die Menschen werden zwar durchgelassen, aber Autos und Papiere werden kontrolliert. Unter Beschuss geraten auch Zivilfahrzeuge und es gab Opfer. Gestern wurde ein Krankenwagen beschossen, ohne Opfer", sagt der Bürgermeister. Am Morgen des 9. März fuhren russische Panzerfahrzeuge direkt in die Stadt und postierten sich vor dem Rathaus, machten aber weiter nichts.

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