
"Chef", bring die Improvisation zurück!
n-tv
Heidi Klum macht das Hofbräuhaus zur Showbühne, Samuel Koch kämpft vor Gericht und Stefan Raab muss beweisen, dass Fernsehen mehr sein kann als Klamauk. Diese Promiwoche zwischen Prunk, Prozess und Pomp zeigt wieder mal, wie nah Unterhaltung und Abgrund manchmal beieinanderliegen.
Na, lieber Leser, wie geht es Ihnen am Ende dieser Woche? Mir und auch vielen meiner Bekannten raucht der Kopf. Manchmal fühlt es sich an, als läge eine bleierne Müdigkeit über allem, als bräuchte die Menschheit kollektiv 'ne Pause von sich selbst.
Einige Freunde erzählten mir jüngst, ihre Social-Media-Kanäle deaktiviert zu haben, weil der Ton in den Kommentarspalten unerträglich geworden sei. Andere flüchten sich in Streamingdienste, in Serien, in Dokumentationen über in die Jahre gekommene Skandalstars oder lassen sich vom nächsten Reality-Format berieseln. "Alles, bitte bloß keine Nachrichten mehr", sagte neulich eine gute Freundin und meinte, das Tempo, mit dem die Welt gefühlt auf den Abgrund zugaloppiert, nicht mehr auszuhalten.
Diese Stimmung ist nicht neu, doch selten war sie so spürbar wie heute. Schon vor mehr als hundert Jahren hat Jakob van Hoddis in seinem Gedicht "Weltende" beschrieben, wie apokalyptisch und banal unsere Zeit sein kann: "Dem Bürger fliegt der Hut vom Kopf, (...) die Flut steigt, (…) Eisenbahnen stürzen von den Brücken, und die meisten Menschen haben einen Schnupfen." Wenn man das liest, wirkt es wie eine Vorwegnahme des Daueralarms, in dem wir uns heute bewegen.
