Charlotte Knobloch besucht Hochschule der Bundeswehr
DW
Die große Dame der jüdischen Gemeinschaft spricht zu 50 Studierenden in München. Mit dabei: der erste deutsche Militärrabbiner.
Auch für Charlotte Knobloch ist es ein ungewöhnlicher Besuch. "Das ist mal etwas, an der Bundeswehr-Universität zu sprechen. Das habe ich mir auch noch nicht vorgestellt." Die gebürtige Münchnerin, die in vier Monaten 90 Jahre alt wird, gibt rund 50 Studierenden einen kurzen Einblick - aus der Geschichte bis in die Gegenwart der jüdischen Gemeinschaft: "Der Weg in die Moderne ist immer auch ein Weg in die Mitte der Gesellschaft", sagt sie.
Ihr Vater habe als emanzipierter jüdischer Bürger im Ersten Weltkrieg gekämpft und kehrte verwundet und dekoriert zurück. "Er blieb zeitlebens stolz darauf, für sein Vaterland gekämpft zu haben", erzählt Knobloch. Sie erinnert an die 12.000 deutsch-jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs, die zu oft vergessen würden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Massenmord an den Juden, den das junge Mädchen versteckt in einem Bauernhof auf dem Land überstand, sei es sehr schwer gewesen, in Deutschland zu bleiben, ein "Leben im Land der Mörder".
Aber Knobloch, nach wie vor Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, blickt hoffnungsvoll in die Gegenwart: "Trotz aller Herausforderungen standen die Chancen für die Entwicklung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland noch nie so gut wie heute."
Das mag auch an Menschen wie Zsolt Balla liegen, dem ersten Militärrabbiner der Bundeswehr, der nach ihr zu den meist uniformierten Zuhörenden spricht. "Ihr Optimismus ist eine Kraft für die ganze jüdische Gemeinde", sagt der gebürtige Ungar, der als Kind mit neun Jahren erfuhr, dass er und seine Familie Juden sind. Vor knapp 20 Jahren kam Balla als ausgebildeter Ingenieurwissenschaftler nach Deutschland und entschied sich erst hier für eine rabbinische Ausbildung.