Champions-League-Finale: Versagen und Schuldzuweisungen
DW
Gefährlich eingezwängte Fans in engen Betonpassagen, Einsatz von Tränengas und Zusammenstöße wegen "gefälschter" Eintrittskarten. Die Ereignisse in Paris werfen kein gutes Licht auf Organisatoren und Polizei.
Tausende von Fans, die an den falschen Ort geschickt wurden, die Verbreitung fragwürdiger Gerüchte über gefälschte Eintrittskarten, die langsame Reaktion der Polizei und der Einsatz von Tränengas - das alles führte am Samstag rund um das Champions-League-Finale in Paris zu beunruhigenden Szenen. So sehen es jedenfalls die meisten Liverpooler Fans. So sieht es auch Pierre Barthulemy, Anwalt und Vorstandsmitglied der Organisation "Football Supporters Europe", der ebenfalls im Stade de France war.
"Ich verstehe wirklich nicht, wie die Verantwortlichen so viel Mist bauen konnten", sagte Barthulemy der DW. "Und das Schlimmste ist, dass es passiert ist und sie zwei Stunden gebraucht haben, um es zu einzusehen." So lange dauerte es, bevor ein schmaler, von Beton eingefasster Eingang nahe einer Autobahn geschlossen wurde. Dorthin waren die meisten Liverpooler Fans vom Bahnhof aus geleitet worden. Dann aber ging es nicht mehr weiter. Tausende Fans kamen nicht ins Stadion. Zweimal wurde der Anpfiff verschoben, weil viele Plätze noch immer leer waren. Die Organisatoren der UEFA führten die Spielverzögerung zunächst auf "die verspätete Ankunft der Fans" zurück.
Allerdings war das nicht der wahre Grund. Einige Fans steckten bereits seit Stunden fest. Schließlich beschloss die Polizei, den Kontrollpunkt an der Autobahn und weitere Checkpoints zu schließen, um den Fans einen leichteren Zugang zum Außenbereich des Stadions zu ermöglichen. Barthulemy hatte sich bereits zuvor mit den zuständigen Polizeibeamten in Verbindung gesetzt hatte, um sie auf die Probleme.
"Es war verrückt zu sehen, dass niemand das Problem verstanden hat. Niemand hat reagiert", sagt Barthulemy. "Wir haben zwei Stunden verloren. Dann erst haben sie beschlossen, den ersten Kontrollpunkt abzubauen. Und das war der Zeitpunkt, an dem Leute ohne Tickets hinzukamen und anfingen, über die Zäune zu klettern. Dann geriet die Sache völlig außer Kontrolle."
Offenbar handelte es sich dabei nicht um Liverpooler Anhänger, sondern um Einheimische - das berichteten Liverpool-Fans der DW und deckt sich mit den Beobachtungen des Autors. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas. "Während wir in der Schlange standen, war die Stimmung heiter", sagt Liverpool-Fan Claire, die das Spiel gemeinsam mit ihrem 70-jährigen Vater besuchte.