Burkina Faso im Würgegriff des Terrors
DW
Nach Protesten hat Präsident Kaboré einen verbesserten Kampf gegen den Terrorismus angekündigt. Viele Menschen empfinden das als leere Worte und fordern den Rücktritt des Staatschefs.
In Burkina Faso nimmt die Gewalt immer neue Dimensionen an. Besondere Sorge macht die Entwicklung in Nadiagou im Südosten unweit der Grenze von Benin und Togo. Die aus Mali stammende Dschihadisten-Miliz "Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime" (JNIM) hat es nach DW-Recherchen geschafft, erstmals einen Ort unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Männer sind geflohen, die Kirchen geschlossen.
"Die Dschihadisten kontrollieren das Dorf", sagt ein Einwohner, der sich in die Hauptstadt Ouagadougou gerettet hat, weiterhin aber mit Verwandten in Kontakt steht, "nur noch Frauen, Kinder und alte Leute sind da." Eine offizielle Bestätigung gibt es zwar nicht, eine zuverlässige Quelle aus Sicherheitskreisen hat die Schilderung allerdings bekräftigt.
Die Entwicklung zeigt, dass sich Terrormilizen offenbar weiter problemlos ausbreiten können. JNIM hat bisher im Norden und Nordwesten Anschläge verübt, während der "Islamische Staat in der größeren Sahara" (EIGS) vor allem im Osten und in der Grenzregion des Nachbarlandes Niger aktiv ist. "Unser Land ist im Krieg, und es verschwindet immer mehr. Wir haben bereits einen großen Teil der Fläche verloren", klagt Ibrahima Maïga. Er lebt in den USA und ist Mitbegründer der Bewegung "Sauvons le Burkina Faso" ("Rettet Burkina Faso").
Seit Wochen übt diese massiven Druck auf die Regierung von Roch Marc Christian Kaboré aus, der seit 2015 an der Macht ist. Für das kommende Wochenende hat sie neue Demonstrationen angekündigt. "Wir haben entschieden, so lange zu protestieren, bis es einen echten Wandel gibt. Für uns ist dieser nur möglich, wenn Präsident Kaboré zurücktritt. Deswegen behalten wir diese Dynamik bei", kündigt Maïga an.
Seit 2016 sind durch den Terror mehr als 2000 Menschen ums Leben gekommen. Laut Kinderhilfswerk UNICEF starben alleine zwischen Juli und September 285 Personen. Mehr als 1,4 Millionen Menschen sind auf der Flucht, knapp 2700 Schulen geschlossen, weit über 300.000 Kinder und Jugendliche erhalten keinen Unterricht mehr. Es ist die größte Sicherheitskrise seit der Unabhängigkeit 1960.