
Bundestagswahl 2021: Angst und Schweigen im Berliner Regierungsviertel
Frankfurter Rundschau
Klare Aussagen schmälern das Spektrum an Stimmen, die man im September gewinnen kann.
Berlin - Meistens ist es ungerecht, das Wort von der Berliner Blase. Die allermeisten im Regierungsviertel haben auch ein Leben außerhalb. Ein Restempfinden dafür inklusive, dass die Berliner Blase immer mal wieder angepikst werden muss. Damit so manches, was gerade noch als Thema hochgespült wurde, schnell wieder verpufft. Oder mühsam Weggeschwiegenes doch noch auftaucht. Manche dieser Effekte lassen sich voraussagen. Vereinfachte Schulddebatten etwa, wie es sie heuer zuhauf gibt. Von Sommerflut bis Afghanistan wird da vor der Bundestagswahl 2021 da lustvoll über Staatsversagen gejammert, als ob wir nicht alle mitversagt hätten. Personalspekulationen als Pausenfüller gibt es auch immer. Insbesondere Koalitionsspielchen vor Wahlen je nach Umfragelage. Obwohl die Politik sich doch parteiübergreifend geschworen hat, nie nie mehr darauf einzugehen – und über Postenbesetzung natürlich auch nie nie vorab nachzudenken. Womit all das aus der Debatte genommen wäre, was so richtig interessant ist. Vorausgesetzt, man will vorher wissen, was kommt, wenn man was wählt. Nun ist so ein Schweigeschwur eine Art professionelle Zwecklüge. Wahr ist, dass bei so viel Diversität in allen Lagern klare Aussagen in fast allen Fällen das Spektrum gewinnbarer Zustimmung schmälern. Wahr ist aber auch, dass es antiaufklärerisch ist, reale Fragen wegzutabuisieren. Die Öffentlichkeit lässt es wundersamerweise durchgehen, statt es anzuprangern. Sie akzeptiert jetzt sogar das allseitige Angstschweigen angesichts der verschärften Corona-Lage, zu der vor der Wahl niemand sich mehr konkrete Vorschläge zu machen traut.More Related News













