Bundestag gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus
Süddeutsche Zeitung
Mit Mickey Levy spricht zum ersten Mal ein Präsident der Knesset, des israelischen Parlaments, vor dem Plenum. Auch die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher hält eine Rede. Verfolgen Sie das Gedenken im Livestream.
Der Bundestag gedenkt heute der Opfer des Nationalsozialismus. Die zentralen Reden halten die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher und der Präsident des israelischen Parlaments, der Knesset, Mickey Levy.
Inge Auerbacher, in Jebenhausen und Göppingen in einer strenggläubigen jüdischen Familie aufgewachsen, wurde 1942 als Siebenjährige in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung des Ghettos durch die Rote Armee wanderte sie mit ihrer Familie in die Vereinigten Staaten aus. 1986 veröffentlichte die heute 87-Jährige ein Buch über ihre Kindheitserinnerungen.
Mit Mickey Levy spricht zum ersten Mal ein Präsident der Knesset vor dem Plenum des Bundestages. Bei seiner Ankunft in Berlin sagte er: "Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein Vorsitzender der Knesset dort stehen wird, wo vor mehr als 80 Jahren die nationalsozialistischen Unterdrücker zur Vernichtung unseres Volkes aufriefen, bevor sie das schrecklichste Verbrechen in der Geschichte der Menschheit - den Holocaust - verübten. Ich werde stolz darauf sein, Jude zu sein, mit sechs Millionen schweigenden Seelen an meiner Seite." Gemeint sind damit die etwa sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden. Levy wird seine Rede auf Hebräisch halten.
Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz im besetzten Polen befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet.
Im Jahr 1996 proklamierte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den Jahrestag der Befreiung des Lagers als Gedenktag. Seitdem erinnert das Parlament rund um diesen Tag mit einer eigenen Veranstaltung an die Opfer der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten. Zu den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung gehören Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Linke).
