Bundestag: FDP rückt in die Mitte, CDU und CSU müssen neben AfD sitzen
Frankfurter Rundschau
72 Jahre lang saß die FDP im Bundestag rechts der Union. Nun rücken CDU und CSU nach rechts und müssen neben der AfD Platz nehmen.
Berlin - Das links-rechts Schema im Parlament hat eine lange Tradition. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts saßen in der französischen Abgeordnetenkammer jene Mitglieder des Hauses vom Redepult aus gesehen links, welche einen progressiven Politikansatz vorantrieben und jene rechts, die eine konservative Politik verfolgten. Diese Sitzordnung breitete sich in ganz Europa aus und gilt heute gewissermaßen als Standard. So auch im Deutschen Bundestag, wo seit jeher die Abgeordneten der SPD links und die der CDU rechts saßen.
1949 folgte die FDP, nur ein Jahr nach ihrer Gründung im hessischen Heppenheim an der Bergstraße, den Sozialdemokraten und den Christdemokraten ins Parlament. Mit 11,9 Prozent errangen die Liberalen 52 der damals 402 Mandate, eine neue Sitzordnung musste her. Und die war schnell gefunden. Die FDP, die zu dieser Zeit als gemäßigt rechtsliberal galt, nahm ganz rechts Platz. Dort also, wo heute die AfD ihren Platz eingenommen hat. Seit dem Einzug der Rechtspopulisten in den Bundestag saß die FDP somit nicht mehr ganz rechts im Plenarsaal, aber immer noch rechts der Union. Der ehemalige Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP und heutige Justizminister Marco Buschmann bezeichnete diesen Umstand zuletzt als „historischen Fehler“.
Die FDP haderte nämlich gleich doppelt mit ihrem Platz im Parlament. Erstens sehe man sich als Partei der bürgerlichen und gesellschaftlichen Mitte. Keineswegs also rechts der CDU und CSU, welche mit ihrer konservativen Ausrichtung nach Meinung der FDP eigentlich weiter rechts sitzen müsste. Und zweitens saß man eben neben der AfD, die nach ihrem ersten Einzug in den Bundestag 2017 ganz selbstverständlich am rechten Rand des Parlaments Platz nahm. Und damit neben den Abgeordneten einer Partei, neben der niemand so recht Platz nehmen wollte.