Bundesbank warnt vor Immobilien-Crash in Deutschland
RTL
Die Bundesbank warnt in einem aktuellen Bericht vor einer „Überbewertung bei Wohnimmobilien“. Die liege in Städten bereits zwischen 15 und 40 Prozent.
Fachleute streiten seit Jahren, ob dem deutschen Immobilienmarkt eine Blase droht - oder ob es diese bereits gibt. Umsätze und Preise sind 2021 jedenfalls in neue Rekordhöhen geklettert. Die Bundesbank warnt in ihrem aktuellen Bericht allerdings vor einer "Überbewertung bei Wohnimmobilien". Das bedeutet im Klartext: ein Crash wäre durchaus möglich. Vor allem in der Hauptstadt laufen die Preise heiß.
Angesichts ungebremster Nachfrage nach neuen Wohnungen sind die Immobilienumsätze in Deutschland auf ein Rekordhoch gestiegen. Im vergangenen Jahr gaben die Käufer privater und gewerblicher Immobilien nach einer Hochrechnung des Maklerverbands IVD insgesamt 353,2 Milliarden Euro aus. Das waren 13,7 Prozentpunkte mehr als 2020 und so viel wie noch nie zuvor, wie der Verband am Montag in Berlin mitteilte. Die Bundesbank in Frankfurt sieht vermehrte Indizien für die Überbewertung von Wohnhäusern und Wohnungen in den Städten.
Die Hochrechnung des IVD beruht auf den Einnahmen der Grunderwerbsteuer. Daraus lässt sich allerdings nicht ablesen, wie viele Häuser, Wohnungen, Büros oder Lagerhallen im vergangenen Jahr verkauft wurden. Der Umsatzrekord geht zu einem beträchtlichen Teil auf die stetig gestiegenen Immobilienpreise zurück. Da der durchschnittliche Preisanstieg 2021 niedriger war als das Umsatzplus von 13,7 Prozent, geht der Maklerverband davon aus, dass in Summe mehr Immobilien verkauft wurden als 2020.
Die Bundesbank dokumentiert in ihrem Monatsbericht die Entwicklung bei Wohnungen und Wohnhäusern. Demnach erhöhten sich deren Preise nach Zahlen des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken im vergangenen Jahr um 11,3 (Vorjahr: 7,5) Prozent. Berechnungen auf Basis von Angaben des Datenanbieters Bulwiengesa für 127 deutsche Städte ergaben einen Preisanstieg von 7 Prozent.
"Die Überbewertungen bei Wohnimmobilien nahmen zu", schreibt die Bundesbank in ihrem neuen Monatsbericht. "Gemäß aktuellen Schätzergebnissen lagen die Immobilienpreise in den Städten im Jahr 2021 zwischen 15 Prozent und 40 Prozent über dem Preis, der durch soziodemografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt ist."
Die Bundesbank warnt schon seit Jahren vor Überbewertungen am Immobilienmarkt. Die starken Preissteigerungen in Deutschland und anderen europäischen Länder alarmierten zuletzt auch den EU-Risikorat ESRB. Allerdings betont die Bundesbank, dass die Einschätzung der Preise bei Wohnimmobilien derzeit mit besonders hoher Unsicherheit behaftet sei. Als einen Grund nennen die Bundesbanker die stark gestiegenen Baupreise.
Spitzenreiter im Immobiliengeschäft war laut IVD im vergangenen Jahr Berlin, wo die Umsätze um 26,4 Prozent zulegten. Am wenigsten tat sich in Bremen, dort stiegen die Immobilienumsätze lediglich um 4,2 Prozent.
Ob es eine Preisblase bei Wohneigentum in Deutschland gibt oder nicht, ist unter Fachleuten seit langem umstritten. In der Bau- und Immobilienbranche wird stets darauf verwiesen, dass in den Städten und deren Umland nach wie vor viele Wohnungen fehlen und die Nachfrage wesentlich höher ist als das Angebot. (dpa/aze)