
Braucht Europa die eigene nukleare Abschreckung?
n-tv
Um Russland vor einer Atomattacke abzuschrecken, sind europäische Staaten wie Deutschland auf die USA angewiesen. Die Befehlsgewalt über die NATO-Kernwaffen obliegt dem US-Präsidenten. Soll Berlin das Angebot aus Paris annehmen, in der EU einen eigenen atomaren Schutzschirm aufzuspannen?
Zwischen den von Bäumen gekrönten Bergen der Eifel und der malerischen Landschaft des Moseltals liegt die Gemeinde Büchel, von hier aus kann man die Weinregion bei Wanderungen erkunden. Bekannt ist das Dorf jedoch nicht unbedingt als Urlaubsdomizil. Büchel ist der einzige Standort in Deutschland, an dem die NATO Atombomben lagert. Vermutlich will sich kaum jemand so genau vorstellen, was geschehen muss, bevor sie gezündet werden. Doch US-Präsident Joe Biden beschäftigte sich während seines Wahlkampfs 2020 mit eben jener Frage.
Innerhalb der NATO kommt den USA die Rolle als nukleare Schutzmacht für Staaten wie Deutschland zu, die kein eigenes Atomwaffenarsenal besitzen. Die Entscheidung, wann eine Kernwaffe aus Büchel gezündet wird, liegt in den Händen des amtierenden US-Präsidenten. Deutschland hat hier lediglich ein Vetorecht. Falls er ins Amt gewählt werde, wolle er die Strategie der NATO ändern, sagte Biden damals: Die USA würden nur noch im Falle eines Atomangriffs auf ihre Verbündeten mit einem nuklearen Gegenschlag reagieren, nicht aber, wie vormals garantiert, nach einer schwerwiegenden Attacke mit konventionellen Waffen.
Umgesetzt hat Biden die Idee nach seiner Wahl nicht. Da Russlands Präsident Wladimir Putin schon zu Beginn des Ukrainekriegs offen mit Atomschlägen drohte, müssen Biden und seine westlichen Partner mit einem möglichen Abschreckungsszenario weiter Stärke beweisen. Doch Bidens Ankündigung vor der Wahl macht deutlich, wie sehr sich europäische Länder auf die USA verlassen müssen, um Russland effektiv von dem nuklearen Einsatz abzuhalten.
