Boris Johnson kündigt Rücktritt als Regierungschef an
DW
Nach einer Reihe von Skandalen ist der britische Premier Boris Johnson bereit, sein Amt als Regierungschef abzugeben. Bis ein Nachfolger gefunden ist, will er aber noch weitermachen.
Der britische Premierminister Boris Johnson ist als Chef seiner Konservativen Partei zurückgetreten. Er wolle aber als Regierungschef weitermachen, bis ein Nachfolger gewählt ist, erklärte Johnson vor seinem Amtssitz in Downing Street 10 in London. Er sei traurig, den besten Job der Welt aufgeben zu müssen.
Nach einer langen Reihe von Skandalen und Fehltritten in seiner Regierung war Johnsons Rückhalt zuletzt auch in den eigenen Reihen massiv geschwunden. Ein regelrechter Exodus im Regierungsapparat einschließlich des Abgangs mehrerer Minister ließ den zunehmend isolierten Premier immer machtloser erscheinen. Hinzu kamen immer mehr Rücktrittsforderungen vor allem auch aus der eigenen Partei und von Kabinettsmitgliedern.
Johnson war vor knapp drei Jahren von seiner Partei ins Amt gewählt worden. Kurz vor seiner Rücktrittsankündigung ernannte er noch neue Minister. Allerdings fordern zahlreiche Parteifreunde, der 58-Jährige solle sofort auch als Regierungschef abtreten. Die Opposition verlangt eine Neuwahl.
Johnson und seine Regierung waren in den vergangenen Monaten durch eine ganze Reihe von Skandalen massiv in die Kritik geraten. Neben einer Spendenaffäre wogen Skandale um Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns sowie um sexuelle Übergriffe von hochrangigen Tory-Vertretern besonders schwer.
Mehrere Kabinettsmitglieder und Dutzende parlamentarische Regierungsmitarbeiter traten von ihren Ämtern zurück. Zuletzt forderte ihn sogar der erst am Dienstag ins Amt berufene Finanzminister Nadhim Zahawi zum Rücktritt auf. Zahawi gilt wie Außenministerin Liz Truss und Handelsministerin Penny Mardaunt als möglicher Nachfolger. In Umfragen führt Verteidigungsminister Ben Wallace. Offiziell hat bisher nur Generalstaatsanwältin Suella Braverman ihre Kandidatur angekündigt.