
Bock auf Stress - die Taktik der DFB-Frauen bei der EURO 2022
DW
Das deutsche Fußball-Nationalteam zählt nach dem Paukenschlag gegen Dänemark zum Auftakt plötzlich zu den EM-Favoritinnen in England. Der Schlüssel zum Erfolg ist das offensive Pressing.
Als Lina Magull das erste Tor beim 4:0-Sieg gegen Dänemark erzielt, springt die ganze Bank auf, die Trainerin Martina Voss-Tecklenburg, aber auch alle Ersatzspielerinnen, Co-Trainerinnen und des restliche Funktionsteam. Die deutsche Mannschaft hatte sich endlich belohnt. Nach zwei Lattenknallern von Felicitas Rauch brachte ihr intensives Pressing den DFB-Frauen die verdiente Führung. Jahrelang wurde am Anlaufen und der Zugriffsintensität der Mannschaft im 4-3-3-System ausgiebig gefeilt und getüftelt. So gut geklappt wie im EM-Auftaktspiel gegen Dänemark hat es jedoch nur selten.
Bereits in der Innenverteidigung mit Martina Hegering und Kathrin Hendrich startet das ganzheitliche Pressing der Deutschen, über die Außenverteidigerinnen wird der Druck im gegnerischen Mittelfeld erhöht und durch die drei Mittelfeldspielerinnen fortgesetzt. Die Offensiv-Reihe um Klara Bühl, Lea Schüller und Svenja Huth treibt das Pressing dann vorn auf die Spitze. Die Gegnerinnen werden so schon bei eigenem Torabstoß maximal gestresst. Ein ruhiger, kontrollierter Spielaufbau der Gegnerinnen ist zumindest unwahrscheinlich.
"Das hat einfach gepasst. Jede wusste genau, was ihre Aufgaben heute waren. Und Jede hat das, denke ich, perfekt umgesetzt. Darauf kann man jetzt auf jeden Fall aufbauen", zeigte sich Innenverteidigerin Hendrich nach dem Spiel glücklich. Ihre Innerverteidigerin-Kollegin und Pressing-Co-Koordinatorin sieht das genauso. "Das ist unsere Stärke, wenn wir sie in ihrer Hälfte pressen, so dass wir dann in unser starkes Umschaltspiel kommen können. Mit den Spitzen, die wir haben, kommt uns das einfach entgegen und macht uns stark," sagt Hegering.
Und auch die Bundestrainerin war voll des Lobes nach dem Spiel. "Es war ein großes Geschenk heute, mit dieser Mannschaft auf den Platz zu gehen", gab Martina Voss-Tecklenburg zu Protokoll. Besonders lobte sie ihr "tolles Innenverteidigerpaar" auf dem Platz.
Über 110 Kilometer spulte das deutsche Team laut offizieller UEFA-Statistik in diesem Spiel ab. Hendrich mit 9,3 und Hegering mit rund 10 Kilometern zählen dabei neben den Außenverteidigerinnen Giulia Gwinn (11,5) und Felicitas Rauch (10,3) zu den laufstärksten Spielerinnen der DFB-Auswahl. Hegering ist mit der Funktionsweise des neuen deutschen Sturm und Drangs im Frauenfußball mehr als zufrieden. "Das bringt natürlich auch Selbstbewusstsein für das nächste Spiel, einfach das Gefühl 'wir können diese Leistung bringen', ist ein Riesenvorteil. Da haben wir einen Weg gefunden und uns ein sehr gutes Gefühl für die nächsten Spiele gegeben."
