Bisheriger Oppositionsführer wird Regierungschef in Malaysia
DW
Der langjährige Oppositionsführer in Kuala Lumpur, Anwar Ibrahim, wird der neue Ministerpräsident des Landes. König Sultan Abdullah Sultan Ahmad Shah bestimmte den 75-Jährigen zum zehnten Premierminister des Landes.
König Abdullah Sultan Ahmad Shah habe das nach eingehenden Beratungen mit allen politischen Fraktionen entschieden, hieß es aus dem Palast. Das Bündnis von Anwar Ibrahim, Pakatan Harapan (Allianz der Hoffnung, PH), hatte bei der Parlamentswahl am Samstag 82 der 222 Parlamentssitze gewonnen.
Der Wahlsieg reichte jedoch nicht für eine Mehrheit. Seither gab es komplizierte Verhandlungen, weil auch die zweitplatzierte Koalition Perikatan Nasional (Nationale Allianz, PN) mit ihren 73 Sitzen versuchte, eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden. Das Bündnis um die bisherige Regierungspartei Umno des scheidenden Ministerpräsidenten Ismail Sabri Yaakob hatte lediglich 30 Sitze gewonnen.
Anwar gelang es nun, sich die Unterstützung unter anderem von Regionalparteien aus dem Bundesstaat Borneo zu sichern. Als ersten Schritt seiner Regierung kündigte er an, die Ministerzahl zu senken und die Gehälter der Minister zu kürzen.
Der 75-Jährige war früher bereits Vize-Ministerpräsident und Finanzminister. Seit mehr als 20 Jahren versuchte er immer wieder, Regierungschef des südostasiatischen Landes zu werden. Nachdem sich Anwar Ende der 1990er Jahre mit dem damaligen Langzeit-Ministerpräsidenten Mahathir Mohamad überworfen hatte, wurde er wegen vermeintlicher Korruption und Homosexualität - die in Malaysia verboten ist - zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. 2004 kam er überraschend aus der Haft.
Der mittlerweile 97 Jahre alte Mahathir - einer der bekanntesten Politiker Asiens - hat bei der Wahl seinen Parlamentssitz verloren. Mahathir war von 1981 bis 2003 Regierungschef. Als er von 2018 bis 2020 erneut regierte, war er der älteste Ministerpräsident der Welt. Der Politiker erklärte, er wolle die politische Bühne nach der Niederlage verlassen.