
Beschissene Wörter in beschissenen Zeiten
n-tv
So haarsträubend war der Wettbewerb "Wort des Jahres" noch nie! "Brainrot" beschreibt den Hirntod durch zu viele Netzinhalte, "Enshittification" den Niedergang der Kultur. Das deutsche "Ampel Aus" ist dagegen nur ein kindischer Klospruch. Und normalerweise drückt sich unser Autor gewählter aus ...
Leidet Ihr Gehirn schon unter Fäulniserscheinungen - ein Kribbeln am Hinterkopf vielleicht, ein dumpfer Schmerz oder gar ein fauler Geruch, der aus den Ohren kommt? Dann könnten Sie einem Trend folgen und wären in bester Gesellschaft: Denn kein Geringerer als der Verlag der renommierten Universität Oxford, in im dem auch das "Oxford English Dictionary" erscheint, hat kürzlich "brainrot" zum "Word of the Year 2024" gekürt. Es wird "Bräinrott" gesprochen und bedeutet wörtlich "Hirnfäule". Die schlaue Wörterbuchredaktion stützt sich auf Hashtags und andere digitale Referenzen des Begriffs, die sich im letzten Jahr beinahe verdreifacht hätten.
Obwohl mein Hirn nicht fault - soweit ich das überhaupt noch beurteilen kann - erscheint mir die offizielle Erklärung etwas zu gequirlt: "'Brainrot' ist die angenommene Verschlechterung des geistigen oder intellektuellen Zustands einer Person, insbesondere als Ergebnis eines übermäßigen Konsums von Material (vor allem von Online-Inhalten), das als trivial oder wenig herausfordernd angesehen wird. 'Brainrot' ist zugleich das Material selbst." Heißt: Wer sich stundenlang durch Augen und Ohren Scheiße reinzieht, trägt am Ende einen zweiten Enddarm auf dem Hals. Was man damit noch machen kann, ist zwar intellektuell stark begrenzt, aber hat in beschissenen Zeiten einen großen Vorteil: Man versteht weniger und vergisst leichter. Zum Beispiel die sogenannte Ampel-Koalition und ihren Bruch.
