
Baerbock-Hype wird zu Baerbock-Hass: Wie die Grünen-Kanzlerkandidatin bekämpft wird
Frankfurter Rundschau
Annalena Baerbock will Kanzlerin werden. Seitdem ist sie diffamierenden Lügen ausgesetzt. Mit Kristina Lunz sprechen wir über Frauenhass in der Politik.
Berlin - Als Robert Habeck sie als „erste grüne Kanzlerkandidatin“ ankündigt, streift sie seinen Arm, tritt an den Podiumstisch und trinkt langsam einen Schluck Wasser. Es wirkt, als würde Annalena Baerbock kurz verharren, ihr Gesichtsausdruck beinahe trotzig. Sie stellt das Glas ab – und beginnt. Es ist der 19. April 2021. Die Ära Angela Merkel wird in wenigen Monaten enden. Die Uhr bis zur Bundestagswahl im September tickt laut, und die Union ist als dominierende politische Kraft der Bundesrepublik ins Straucheln geraten. Ende März warnte die Bundeskanzlerin im TV-Interview mit Anne Will, CDU und CSU hätten „kein Abo auf das Kanzleramt“. Womöglich haben ein Bewusstseinswandel in Sachen Klimakrise und der politische Zwang, auf diese enorme Menschheits-Aufgabe zu reagieren, das Momentum für die Grünen geschaffen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte könnte die Partei ins Kanzleramt einziehen – und zum ersten Mal stellt Bündnis90/Die Grünen dafür eine Politikerin an ihre Spitze. Später wird Habeck sagen, bei der Wahl zwischen den beiden habe es natürlich eine Rolle gespielt, dass Baerbock eine Frau sei. An dem Tag der Verkündigung ihrer Kanzlerin-Ambition wirkt Annalena Baerbock selbstbewusst, fordernd, entschlossen. „Für den Status Quo stehen andere“, macht sie klar. Direkt nach ihrer Nominierung schießen ihre Umfragewerte, diese Momentaufnahmen im Wahlkampf, in die Höhe. Es ist die Rede vom Baerbock-Hype. Mitte Mai, rund einen Monat nach ihrem ersten Auftritt als Kanzlerkandidatin, wird bekannt, dass die Grünen-Co-Chefin Nebeneinkünfte beim Bundestag* nachgemeldet hat. Es handelt sich um 25.000 Euro Sonderzahlungen, die die 40-Jährige zu spät eingereicht hatte. „Ich habe mich darüber selbst wahrscheinlich am meisten geärgert. Als es mir bewusst wurde, habe ich es sofort nachgemeldet“, sagte sie dem Handelsblatt kurz nach Bekanntwerden. Es ist ihr erster richtiger Shitstorm. Er zeigt, wie stark die Grünen-Politikerin unter Beobachtung steht.More Related News













