Ausstellung: Wie die Welt bunt wurde
DW
"Die Farbe ist Programm" in der Bonner Bundeskunsthalle: Ein bunter Querschnitt von den Anfängen der Farbfotografie, über das Farbfernsehen, bis hin zur Regenbogenflagge.
Gelb soll den Appetit anregen, rot stimulieren und grün beruhigen: Über die häufig unbewussten Einflüsse von Farben gibt es unzählige Studien. In der Kunst ist die Entscheidung über ein orangefarbenes oder blaues Dreieck jedoch ein bewusstes Gestaltungsmittel, genau so wie Formen und Materialien. Neue Ausdrucksmöglichkeiten machten die Welt seit dem Beginn des Jahrhunderts der technischen Reproduzierbarkeit zunehmend bunter - so auch die Kunst.
Die Bonner Bundeskunsthalle erzählt eine kontrastreiche Geschichte über Abstraktion, Monochromie und Reizüberflutung der letzten mehr als 100 Jahre: "Die Farbe ist Programm - Teil 1" ist ein farbenfrohes Kaleidoskop von der Leinwand bis in den Alltag.
"Technik war immer auch Motor für die Entwicklung von Farbe. Wir beobachten, dass im 19. Jahrhundert, durch Farbexperimente, Farbgebungen in die Fotografie eingegangen sind", sagt Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle und eine der Kuratorinnen der Ausstellung. Dem schottischen Physiker James Clerk Maxwell gelang es, mit der Veröffentlichung der ersten Farbfotografie im Jahr 1861 die Theorie der additiven Farbmischung nachzuweisen. Sämtliche Farben des Regenbogens addieren sich demnach lediglich aus einem bestimmten Mischverhältnis von rot, grün und blau. Die erste Farbfotografieder Fotogeschichte ergab sich ebenfalls aus drei Diapositiven, die mit Farbfiltern aufgenommen und übereinander gelegt worden sind.
Bei Maxwells Farbfotografien handelt es sich jedoch nicht um die ersten Versuche farbliche Abbildungen herzustellen: Bereits zwei Jahrzehnte zuvor entwickelte John Herschel, ein englischer Naturwissenschaftler, die Cyanotypie oder den Eisenblaudruck. Der Name verweist dabei auf das Hauptmerkmal der Bilder: Das mit Eisensalzen behandelte Papier verfärbt sich im Sonnenlicht blau - die abgedeckten Teile bleiben weiß. Anna Atkins Illustrationen "Photographs of British algae: Cyanotype Impressions" machten die Technik Anfang der 1840er-Jahre bekannt. Mithilfe des Verfahrens dokumentierte die Botanikern verschiedene Meeresalgen.
Lichtprojektionen auf herumwirbelnder Seide: Der Serpentinentanz machte Loïe Fuller in Paris über Nacht berühmt. Die Tänzerin nutzte prothetische Armverlängerungen, um den Stoff ihres Kostüms in der Luft in Bewegung zu halten. Ende des 19. Jahrhunderts schaffte es Fullers berauschende Choreografie als einer der ersten kolorierten Filme auf die Leinwand.