Auf Journalisten-Safari an Polens Ostgrenze
DW
Seit Monaten ist die polnische Seite der Grenze zu Belarus für Ortsfremde, Flüchtlingshelfer und Medien tabu. Jetzt durften erstmals wieder Journalisten in die Sperrzone - bewacht von Grenzschützern. Die DW war dabei.
Auf der Hauptstraße von Szudzialowo laufen Soldaten zwischen dem Dorfladen und zwei Containerlagern hin und her wie auf einer Ameisenstraße. Einige tragen Sturmhauben. In den Händen halten sie Tüten mit Brötchen oder Cola. Die Waffen der Uniformierten lassen Besucher leicht erschaudern.
Die Einheimischen haben sich nach fünf Monaten an den Anblick gewöhnt, sagt Hania, die in einem Nachbardorf lebt. "Am Anfang habe ich das mit Krieg in Verbindung gebracht, aber jetzt reagiere ich gar nicht mehr." Manche Nachbarn fühlten sich sogar sicherer, seit die Soldaten hier seien, meinen, diese könnten sie verteidigen. Gegen wen? Gegen Migranten. Oder gegen Lukaschenko. Oder Putin. Egal, Hauptsache ist: Die Einheimischen fühlen sich beschützt.
Im Fenster des Gesundheitszentrums hängt der kurze Slogan "Danke". Jeder hier weiß, wem das gilt. Daneben, an einem Zaun in der Dorfmitte, hängt ein Transparent mit der Aufschrift "#muremzamundrem". Das heißt auf Deutsch "Wir stehen hinter Euch wie eine Mauer". Gemeint sind die Soldaten.
Szudzialowo ist ein Dorf im Osten Polens, ein knappes Dutzend Kilometer entfernt von der Grenze zu Belarus. Gleich hinter dem Ort beginnt die Sperrzone, in der seit dem 2. September 2021 Ausnahmezustand herrscht. Seitdem darf die Gegend nur noch von Anwohnern, Versorgungsunternehmen, Rettungsdiensten, Polizei und Militär betreten werden. Flüchtlingshelfern, Journalisten und humanitären Organisationen einschließlich des Roten Kreuzes ist der Zutritt untersagt.
Immerhin: Seit Anfang Dezember 2021 lassen die Behörden wieder Medienvertreter zu "journalistischen Besuchen" in das Ausnahmezustandsgebiet an der Grenze zu Belarus. Polnische Journalisten, die die Region derart "embedded" besucht haben, sprechen von einer "Safari": einer streng kontrollierten Tour mit festgelegter Route, bei der die Teilnehmenden das Grenzgebiet durch das Autofenster "kennenlernen" dürfen. Wir fahren mit.