Auch das noch: Streik auf Norwegens Erdgasfeldern
DW
Wegen des Wegfalls von Lieferungen aus Russland war Norwegen mit seiner Energieproduktion in die Bresche gesprungen. Jetzt wird auf den Gasfeldern gestreikt - mit ungewissen Folgen.
In Norwegen haben Streiks von Ölarbeiterinnen und Gasarbeitern begonnen. Bereits am Dienstag sind in der Folge drei Gasfelder durch den Arbeitskampf ausgefallen. Denn ab Mitternacht bestreikte die Gewerkschaft Lederne die Gasproduktion auf den Feldern Gudrun, Oseberg Süd und Oseberg Ost.
Der Streik kommt für Deutschland und die übrigen EU-Staaten zur Unzeit. Denn durch den Wegfall russischer Ölimporte und die Drosselung des Gasflusses aus Russland in Richtung Europa ist die Versorgungslage ohnehin angespannt. Und die Lage könnte sich zusätzlich verschärfen, weil die norwegischen Beschäftigten ihre Streiks auf drei bis vier weitere Produktionsstandorte ausdehnen wollen.
Inwieweit die norwegische Regierung diese Streiks ungehindert laufen lässt, ist offen. Das Arbeitsministerium jedenfalls kündigte bereits an, den Konflikt "aufmerksam" verfolgen zu wollen. Im Fall "außergewöhnlicher Umstände" kann das Ministerium eingreifen und solche Streiks beenden. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters könnten durch die Arbeitsniederlegungen in den kommenden Tagen bis zu einem Viertel der norwegischen Gasproduktion stillliegen, auch könnten rund 15 Prozent der Ölproduktion betroffen sein.
Eine akute Gefährdung der Gasversorgung in Deutschland indes sehen die meisten Beobachter noch nicht kommen. Immerhin sind die Gasspeicher aktuell zu gut 60 Prozent gefüllt. Auch fließt noch Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland. Allerdings ist die Menge bereits stark gedrosselt, sie liegt bei nur rund 40 Prozent gegenüber der möglichen vollen Kapazität. Hintergrund ist, dass Russland in Reaktion auf die Sanktionen des Westens Druck aus der Pipeline genommen hat und mit einem Gas-Lieferstopp droht.
In diesem Zusammenhang rückt ein Datum verstärkt in den Fokus - der 11. Juli. Denn dann stehen die alljährlichen Wartungsarbeiten an der Pipeline an. Spekulation darüber, dass nach der anstehenden Wartung der Pipeline gar kein Gas mehr aus Russland fließen könnte, lassen den Gaspreis bereits seit Tagen steigen. Der europäische Erdgas-Future hat am Dienstag weiter angezogen und ist um über fünf Prozent auf 155 Euro pro Megawattstunde gestiegen. Das ist so hoch wie zuletzt vor drei Monaten. Unterdessen ist die Aktie des größten deutschen Gasimporteurs Uniper zu Wochenbeginn weiter stark unter Druck geraten. Hintergrund sind die Verhandlungen über Staatshilfen für den angeschlagenen Konzern.