Auch Berlinale-Gewinner Panahi im Iran verhaftet
DW
Mit Jafar Panahi ist am Montag innerhalb weniger Tage der dritte iranische Filmemacher verhaftet worden. Bereits am vergangenen Freitag waren Mohammad Rasoulof und Mostafa Al-Ahmad in Gewahrsam genommen worden.
Panahi sei festgenommen worden, als er sich bei der Staatsanwaltschaft nach seinem Kollegen Rasoulof erkundigen wollte. Das Filmfestival Cannes forderte eine sofortige Freilassung der drei Regisseure. In einer Mitteilung hieß es, man verurteile die Festnahme sowie die Welle der Repression gegen Künstler im Iran scharf.
Wie Mohammad Rasoulof, ist auch Panahi Preisträger des Goldenen Bären der Berlinale. 2015 erhielt er den Hauptpreis für seinen Film "Taxi". 2018 wurde er zudem in Cannes für sein Drehbuch zu "Three Faces" ausgezeichnet. Persönlich entgegennehmen konnte der Regisseur die Auszeichnungen nicht, er darf den Iran nicht verlassen, seit er 2010 wegen "Propaganda gegen das System" verurteilt wurde.
Dem 50-jährigen Rasoulof und seinem Kollegen Al-Ahmad wird vorgeworfen, nach dem verheerenden Einsturz eines Hochhauses im südwestiranischen Abadan am 23. Mai "Unruhe gestiftet und die psychologische Sicherheit der Gesellschaft gestört" zu haben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Freitagabend. Bei dem Einsturz des im Bau befindlichen Hochhauses waren 43 Menschen ums Leben gekommen. Der Vorfall zählt zu den schlimmsten Unglücken im Iran in den vergangenen Jahren und löste heftige Proteste gegen die Behörden aus, die gewaltsam niedergeschlagen wurden.
Angeblich auf Initiative von Rasoulof und Al-Ahmad hatte eine Gruppe von über 70 Personen aus der iranischen Filmindustrie einen offenen Brief zu den Vorfällen veröffentlicht: Angesichts von "Korruption, Diebstahl, Ineffizienz und Unterdrückung" im Zusammenhang mit dem Gebäudeeinsturz riefen sie die Sicherheitskräfte dazu auf, "die Waffen niederzulegen".
Der Hashtag "Put your gun down", ein Appell gegen Polizeigewalt, ging viral. Mit diesem Aufruf hätten sie die öffentliche Ordnung gefährdet und dabei auch mit Regimegegnern zusammengearbeitet, lautet nun der Vorwurf der iranischen Justiz.