Atomausstieg: Das Ende eines langen Protests
DW
35 Jahre lang protestieren Aktivisten vor dem Kernkraftwerk Brokdorf. Ende dieses Jahres geht es endgültig vom Netz. Während Deutschland aus der Kernkraft aussteigt, nutzen andere Länder sie zu militärischen Zwecken.
Der Wind weht eisig um das Atomkraftwerk (AKW) Brokdorf, mitten in der winterlich grauen Nordsee-Idylle von Schleswig-Holstein, zwischen feuchten Wiesen und dem leicht mit Schnee bedeckten Deich.
Eine kleine Gruppe vor allem älterer Menschen hat an das bewachte Tor des Atommeilers ein gelbes Transparent gehängt, darauf steht "Atomkraftwerke abschalten". Die meisten von ihnen kommen aus der Gegend, einige sind aus Hamburg angereist, andere sogar von noch weiter weg. Im Kreis stehend halten sie sich mit Reden und dem Singen von Friedensliedern warm. Von der bibbernden Kälte lassen sie nicht beeindrucken, dafür sind sie schon zu lange dabei.
Seit 35 Jahren treffen sich die Aktivisten jeden sechsten Tag des Monats zur Mahnwache am Tor des Kernkraftwerks: Sie gedenken der Opfer von Atomkatastrophen und protestieren für die Schließung des Reaktors in ihrer Nachbarschaft. Es war diesen Monat das 425. und letzte Mal, dass die Gruppe hier bei Wind und Wetter steht, denn mit dem Aus für das Atomkraftwerk endet auch die jahrzehntelange Mahnwache.
Endes des Jahres wird das AKW Brokdorf als eines der umstrittensten Kernkraftwerke in der Bundesrepublik und eines der leistungsstärksten weltweit vom Netz gehen. "Ich bin froh, dass es abgeschaltet wird und auch nicht traurig, sondern ein bisschen wehmütig, weil ich eben weiß, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen", so der Mitbegründer der Initiative, Pastor Hans-Günter Werner. "Es überwiegt aber schon die Erleichterung, dass das nun endlich zu Ende ist mit dem Atomkraftwerk. Wir haben damals nicht geglaubt, dass wir so lange hier stehen müssten."
Die wachsende Anti-Atomkraftbewegung protestierte schon in den 1980er Jahren zu Hunderttausenden gegen den Bau des AKWs in Brokdorf, immer wieder kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.