
Artilleristen, Leibwächter und eine Brieftasche
Frankfurter Rundschau
Der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko und sein Gefolge sind dabei, auch den Fußball in Belarus kaputtzumachen.
Es ist eine Szene wie aus einem Film, einem schlechten. Der schnauzbärtige Boss steht auf dem Rasen eines leeren Fußballstadions. „Ich rate den Spielern von Dynamo nicht, an mich zu geraten“, bellt er. „Wenn ihr schlecht spielt, kontrolliere ich euch jeden Tag, dann wird es schwer für Sportler und Trainer.“ Das Lächeln der Fußballspieler vor ihm gefriert. „Also, spielt besser gut. Dieses Jahr ist ein dritter Platz akzeptabel, aber nichts darunter. Und nächstes Jahr müsst ihr Meister sein.“ Weißrusslands Staatschef Alexander Lukaschenko macht im September 2021 der Mannschaft von Dynamo Minsk eine Ansage.
Die Fußballsaison geht in die Endphase, Dynamo Minsk steht auf Platz Zwei. Und Andrei Tschepa, früher selbst Spieler, Schiedsrichter und Leiter der Abteilung für Schiedsrichteraufsicht der belarussischen Fußballföderation BFF, ist sicher, dass Minsk mindestens Dritter werden wird. „Nächstes Jahr aber wird man sie zur Meisterschaft tragen“, sagte er der FR, „die Anordnung hat der Sportminister vom Präsidenten erhalten.“ Lukaschenko, seit 1994 an der Macht, diktiert inzwischen auch dem belarussischen Fußball, wie er zu rollen hat. Das geht aus einem Bericht hervor, den die oppositionelle Stiftung für Sportliche Solidarität unlängst veröffentlicht hat. Pfiffe willfähriger Schiedsrichter entscheiden Schlüsselspiele, es siegen von Lukaschenko und seinen Sicherheitsoffizieren favorisierte Mannschaften. Funktionäre, Fußballer oder Schiedsrichter, die dagegen protestieren, droht Gefängnis oder Exil. Lukaschenko ist dabei, den Fußball in Belarus kaputtzumachen.
„Der Sportminister und die BFF-Topfunktionäre machen den Meister unter sich aus“, sagt Alexander Opejkin, Direktor der Stiftung für Sportliche Solidarität, „je nachdem, wer gerade die stärkste Lobby im Apparat besitzt.“ Laut dem Bericht dominieren Vertreter der Sicherheitsorgane den Fußball. Sportminister Sergei Kowaltschuk stammt aus der präsidialen Leibwache, BFF-Präsident Wladimir Basanow war Artillerieoffizier, dann Parlamentarier.













