Angst vor dem Krieg! Wie gehe ich damit um?
RTL
In Europa herrscht jetzt Krieg - das macht Angst. Wie können wir damit zurechtkommen? Psychologe und Trauma-Experte Dr. Christian Lüdke weiß Rat.
Es ist tatsächlich passiert: Russland hat den Krieg gegen die Ukraine begonnen. Während das Land an mehreren Flanken angegriffen wird, ukrainischen Angaben zufolge bereits Dutzende Menschen getötet wurden und Tausende aus Städten wie Kiew flüchten, schaut die Welt voller Sorge und Angst auf die dortigen Entwicklungen. Der Krieg in Europa ist jetzt Realität. Wie können wir mit diesen Gefühlen umgehen? Was hilft uns jetzt dabei, uns nicht in Panik zu verlieren? Wir haben mit Psychotherapeut und Traumaexperte Dr. Christian Lüdke gesprochen.
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Wie wir mit den sich überschlagenden Nachrichten über den Krieg zurechtkommen, ist ganz individuell und hängt auch von den eigenen Erfahrungen und dem Alter ab. Bei Menschen, die bereits einen Krieg miterleben mussten, können frühere Traumata wieder wachgerufen werden. Gerade Kinder, die psychisch bereits stark unter den letzten zwei Jahren im Zeichen der Corona-Pandemie zu leiden hatten, sind sehr sensibel und spüren unterschwellig die Sorgen, die zu Hause in der Luft liegen. Allen dürfte jetzt aber eines gemeinsam sein: "Ich glaube, dass bei allen Menschen das grundlegende Sicherheitsgefühl ganz massiv erschüttert wird", so Dr. Lücke. Denn beim Thema Krieg ginge es um Leben und Tod.
Was können wir gegen dieses Unsicherheitsgefühl tun? Zunächst gilt es, ihm Raum zu geben und es nicht als etwas Negatives zu verdrängen. "Angst ist generell erst mal ein ganz wichtiger Begleiter in unserem Leben, weil er uns hilft, mit Gefahren und Problemen zurechtzukommen", erklärt der Therapeut. Das heißt aber nicht, dass man sie für sich behalten muss: "Wenn ich das Gefühl habe, die Angst wird zu groß, dann sollte ich mich unbedingt an einen Menschen wenden, den ich sehr gut kenne, dem ich vertraue, mit dem sollte ich mich austauschen", rät Lübke. Wenn das nicht reiche, sei auch therapeutische Hilfe eine Option.
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Viele fragen sich jetzt, ob sie in solchen Zeiten überhaupt Zerstreuung suchen "dürfen" oder haben dabei ein schlechtes Gewissen. Dr. Lübkes Rat ist hier ganz klar: "Es ist vollkommen in Ordnung, auch bei dieser Tragik und diesen schrecklichen Ereignissen trotzdem das eigene Leben weiterzuleben. Das hat nichts mit einer Entwertung zu tun."
Im Gegenteil sei es wichtig, auch abzuschalten, Spaß zu haben und Freude zu erleben – "um Kräfte zu sammeln, um mit diesen ganzen Problemen zurechtzukommen", so der Experte. Dazu gehöre im Rahmen tatsächlich auch, jetzt zum Beispiel Karneval zu feiern.
"Mit Kindern sollte man nur dann über den Krieg sprechen, wenn die Kinder danach fragen", empfiehlt Dr. Lübke. In diesem Moment sei es wichtig, ehrlich zu sein und die eigenen – vielleicht sehr starken – Gefühle nicht zu zeigen. "Wenn Mama und Papa ganz ruhig und stabil bleiben, dann bleibt auch die Welt des Kindes in Ordnung."