Alte Dameim All
Frankfurter Rundschau
Dass Juventus Turin nun im Tabellenkeller herumkrebst, ist ein Symbolbild, das über Turin, über Italien hinausreicht – die Krise ist aber nicht nur sportlicher Natur.
Juventus Turin geht es nicht gut. Der italienische Fußball-Rekordmeister, der den Spitznamen „Alte Dame“ trägt, seit in den 50er Jahren die Juve-Trikots einen Buckel auf dem Rücken der rennenden Spieler formten, hat einen Saisonstart hingelegt, bei dem sich historische Vergleiche aufdrängen, die beinahe in diese Zeit zurückreichen. Vier Spiele, kein einziger Sieg: Das gab’s für die Turiner zuletzt 1961, als die Berliner Mauer gebaut wurde und die Russen zum ersten Mal einen Menschen ins All beförderten, Yuri Gagarin.
Schon der vierte Platz in der vergangenen Saison: eine kleine Katastrophe nach zuvor neun Meistertiteln in Folge. Dass die Mannschaft von Trainer Massimiliano Allegri nun im Tabellenkeller herumkrebst, ist ein Symbolbild, das über Turin, über Italien hinausreicht.
Denn die sich ausweitende Krise ist nicht nur sportlicher Natur und berührt den europäischen Spitzenfußball an einer empfindlichen Stelle. Juventus Turin hat für die Corona-Saison 20/21 einen Verlust von mehr als 200 Millionen Euro zu verzeichnen und reiht sich damit in die klangvolle Liste der Superklubs ein, die ihre supergroßen Geldprobleme lösen wollen, indem sie die Einnahmen ins Unermessliche steigern. Ausgaben verringern? So weit kommt es noch!