Als die Deutschen mit dem Fahrrad kamen, sprangen Kinder ins Gebüsch
Die Welt
Deutschland gilt heute als das große Autoland. Doch es gab eine Zeit, in der Deutsche ein Kolonialreich mit Fahrrädern beherrschten. Es gab Fahrradsteuern und Kilometerpauschalen. Und in einem Land, das heute eine der größten Automärkte ist, gab es sogar Kampfradler.
Man muss sich die Fahrradräder, auf denen des Kaisers Kolonialisten unterwegs waren, deutlich stabiler vorstellen als heutige Billiggurken aus dem Baumarkt oder rein auf Geschwindigkeit, Styling und geringes Gewicht hin entworfene Designerräder. Manche davon sind wahrscheinlich mehr als 100 Jahre nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft, noch immer in Kamerun, Togo, Burundi oder Kenia unterwegs. Die Firma „Deutsche Waffen- und Fahrradfabriken H. Burgsmüller & Söhne“ warb mit Anzeigen in der Kolonialpresse für ihr „Jagdrad“, es sei „von unbegrenzter Stabilität und Haltbarkeit in Verbindung mit spielend leichtem Lauf, daher auch für solche Länder, deren Straßen noch nicht besonders ausgebaut sind, geeignet“ und versprach „Export nach allen Ländern der Erde“. Wenn eine Fabrik gleichzeitig Waffen und Fahrräder als „Armeelieferant“ herstellte, hing das natürlich damit zusammen, dass beide Produkte feinmechanisch sind. Aber es entbehrt doch auch nicht einer gewissen Symbolik. Denn genau dies war das Fahrrad im Kolonialismus: eine Waffe.More Related News