Alles auf bunt
Frankfurter Rundschau
Kaum eine wohlhabende Demokratie diskriminiert so deutlich sexuelle Minderheiten wie Japan. Die Olympischen Spiele von Tokio wollen dem Gastgeberland Diversität vorleben.
Das werden die diversesten Spiele jemals!“, sagt Olivier Fabre und deutet zufrieden in den Raum hinter sich. An den Wänden hängen Regenbogenfähnchen, die Regale sind vollgestellt mit queerer Popkultur und Aufklärungsmangas in verschiedenen Sprachen. „Von allen Athleten, die bei den Spielen in Tokio dabei sind, haben sich ungefähr 120 als homo- oder bisexuell geoutet. So viele gab es noch nie.“ Mit der Gewichtheberin Laurel Hubbard aus Neuseeland nimmt sogar erstmals eine Transfrau bei Olympia teil. Fabre, ein gebürtiger Franzose, der in Japan aufwuchs und hier die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat, hofft nun auf ein buntes Abfärben. In Shinjuku, einem Stadtteil im westlichen Zentrum Tokios, hat er schon mal angefangen. Im ersten Stock über einem Café liegt hier das „Pride House“, ein Informations- und Eventzentrum, das sich als Anlaufstelle für alle versteht, die Fragen haben. „Wir beraten Leute, die ein Coming-out planen, oder Eltern und Freunde. Und wir wollen die Gesellschaft für diese Themen öffnen.“ Auch wenn der Austausch inmitten der Corona-Krise schwieriger geworden ist. Als offizieller Partner von „Tokyo 2020“, wie sich die Spiele von Tokio auch nach der pandemiebedingten Verschiebung um ein Jahr weiterhin nennen, muss das Pride House immerhin weniger mit einem Schmuddel- oder Hippie-Image kämpfen, das der LGBT-Szene in Japan sonst schnell anhängt. Schließlich lautet ein Motto dieser Spiele: „Unity in diversity“, Einheit in Vielfalt. Das bezieht sich nicht nur auf Hautfarben, auch auf die Buntheit, die die Regenbogenflagge andeutet.More Related News