"Africa Fashion"-Ausstellung - erstmals in London
DW
Das V&A-Museum eröffnet seine erste afrikanische Modeausstellung. Anhand von Fotografien, Stoffen, Musik und Kunst soll die Schaffenskraft und der globale Einfluss der afrikanischen Modeszene verdeutlicht werden.
Spätestens seit Black-Lives-Matter nahm auch in Großbritannien die Debatte über den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit Fahrt auf. Von Museumsausstellungen über den Umgang mit Denkmälern bis hin zum Geschichtsunterricht in Schulen findet im Vereinigten Königreich derzeit ein Umdenken statt. Das ehrwürdige, mehr als 170 Jahre alte Victoria-and-Albert-Museum hat einen konstruktiven Weg gefunden, sich mit der eigenen kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Mit der Ausstellung "Africa Fashion" stellt sich das Museum den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Es ist die erste jemals kuratierte Ausstellung im Victoria-and-Albert-Museum, die sich mit diesem Thema beschäftigt. Die Kuratorin des Projekts, Elisabeth Murray, erklärte gegenüber AFP, dass die Schau einen "Einblick in den Glamour und die Politik der Modeszene" geben solle. "Wir wollen die erstaunliche afrikanische Modeszene von heute feiern. Wir wollen die Kreativität all der Designer, Stylisten und Fotografen feiern und die Inspiration dahinter beleuchten."
In der Ausstellung sind Objekte, Skizzen, Textilien, Fotos und Filme aus ganz Afrika zu sehen - angefangen von den Jahren der Dekolonisation Afrikas von den 1950er bis zu den 1980er-Jahren bis hin zu Werken von aufstrebenden zeitgenössischen Designern und Designerinnen.
Die leitende Kuratorin Christine Checinska bezeichnet die Ausstellung als "Teil des kontinuierlichen Engagements des V&A-Museums, die Arbeit von afrikanischen Kreativen in den Vordergrund zu stellen".
Dass das V&A-Museum sich jetzt auf diese Weise mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt, hat seine Gründe: Die Vergangenheit des Museums ist eng mit der Kolonialgeschichte verbunden. Es wurde 1852 gegründet, als Großbritannien unter Königin Victoria sein globales Imperium - auch in Afrika - ausdehnte. Bis heute stammen einige Sammlungen des Museums aus dieser Zeit. In den asiatischen Sammlungen befinden sich beispielsweise Exponate, die aus dem 1801 von der East India Company eingerichteten India Museum stammen. In der fast 200-jährigen Geschichte des Museums haben afrikanische Kunst und Kultur jedoch lange keine Rolle gespielt. Zuweilen wurde sie sogar falsch dargestellt oder exotisiert, meint Kuratorin Checinska, die zugleich Designerin für Mode und Kunsthistorikerin ist. Das sei auf die historische Trennung zwischen Kunstmuseen und ethnografischen Museen zurückzuführen, "die sich aus unseren kolonialen Wurzeln und den darin verankerten rassistischen Annahmen ergibt". "Africa Fashion"ebne dem Museum neue Perspektiven und sei ein Testfeld für neue, gleichberechtigte Wege der Zusammenarbeit.