3000 statt 1000 Euro für Gas: Wird Heizen Luxus?
DW
Hannover hat einen Energiesparplan vorgelegt. Das Rathaus bleibt dunkel, in Bädern und Turnhallen wird nur noch kalt geduscht. Privathaushalte werden auch sparen müssen - oder viel mehr bezahlen.
Viele Menschen in Deutschland bekommen in diesen Tagen unerfreuliche Post. Die Energieversorger geben die gestiegenen Gaspreise an ihre Kunden weiter. Mehr als jede zweite Wohnung in Deutschland wird mit Gas beheizt. Im Herbst 2021 kostete die Kilowattstunde durchschnittlich rund sechs Cent. Inzwischen sind es etwas mehr als 13 Cent, doch der Preis kann regional auch viel höher sein. 25 Cent pro Kilowattstunde verlangt beispielsweise der Energieriese Vattenfall von Neukunden in Berlin.
Vom 1. Oktober an wird es noch teurer. Über eine solidarische Umlage sollen alle Gaskunden zusätzlich bis zu fünf Cent pro Kilowattstunde zahlen. Das Geld soll den Gasimporteuren zugutekommen, die weniger Gas aus Russland geliefert bekommen und deswegen woanders teurer einkaufen müssen. Der Gasimporteur Uniper ist finanziell so angeschlagen, dass der Bund einsteigen musste.
Ein durchschnittlicher Vierpersonen-Haushalt in einer 100 Quadratmeter großen Wohnung, der 18.000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, zahlte im vergangenen Herbst noch 1080 Euro für Erdgas. Nimmt man den aktuellen Preis und addiert auch noch die fünf Cent für die Gas-Umlage hinzu, dann wären es jährlich 3240 Euro. Das entspricht einem durchschnittlichen Monatseinkommen in Deutschland. Auf der Grundlage der Vattenfall-Preise würde die Rechnung noch viel höher ausfallen.
Während es in Deutschland noch sommerlich warm ist und die meisten Heizungen abgedreht, dämmert es immer mehr Mietern und Hauseigentümern, dass es ab Herbst sehr ungemütlich werden könnte. Jetzt noch die Gasheizung auszutauschen, kann kaum funktionieren. In gut drei Monaten fängt die Heizperiode an.
Anruf bei einem Heizungsinstallateur. Die Auftragsbücher sind voll, einen Termin für eine Inaugenscheinnahme der alten Heizung kann er frühestens im Oktober anbieten. Dazu kommt Materialmangel. Wärmepumpen, die mit Strom betrieben werden, sind kaum noch zu bekommen. Bis die Anlage eingebaut wäre, könnten viele Monate vergehen.