„Versorgen zu viele Patienten im Krankenhaus, bei denen dies nicht immer nötig ist“
Die Welt
Aus Kostendruck würden zu viele Patienten stationär in Kliniken versorgt, kritisiert der Gesundheitsökonom Boris Augurzky. Er sagt: 15 Prozent aller Krankenhäuser könnten geschlossen oder zusammengelegt werden. Doch was, wenn die Klinik dann erst nach langer Fahrt erreichbar wäre?
WELT: Herr Augurzky, Sie wurden diese Woche von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in eine Kommission berufen, die die deutsche Krankenhauslandschaft reformieren soll. Wo sehen Sie in den Kliniken die größten Probleme?
Boris Augurzky: Die Alterung der Gesellschaft wird sich ab 2025 deutlich zuspitzen. Dann gehen jedes Jahr 500.000 mehr Menschen in Rente als an Nachwuchs kommt. Die Auswirkungen sehen wir schon heute: Fachkräftemangel, vor allem im Pflegebereich, der weiter steigt. Deshalb müssen wir Gesundheitsberufe attraktiver machen und wenn möglich die Bedarfe reduzieren, also die Patientenzahl senken. Prävention spielt dabei eine Rolle und der Trend zur Ambulantisierung der Medizin – also heute noch stationär durchgeführte Behandlung ambulant zu erbringen. Im Moment versorgen wir zu viele Patienten im Krankenhaus, bei denen dies nicht immer nötig ist.