„Stiftungen sind wichtige Akteure“
Frankfurter Rundschau
Kirsten Hommelhoff, Generalsekretärin des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, über Erfolge ihres Verbands, Unterschiede zwischen Ost und West und fehlende Stifterinnen.
Am Freitag war der europaweite Tag der Stiftungen, der jedes Jahr am 1. Oktober stattfindet. Viele Stiftungen geben der Öffentlichkeit an diesem Tag Einblick in ihre Arbeit. „Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung weiß, was Stiftungen über Jahrhunderte hinweg für die Gesellschaft leisten. Das wollen wir ändern“, sagt Kirsten Hommelhoff, Generalsekretärin des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Der Tag der Stiftungen verleihe dem Engagement der Organisationen Sichtbarkeit und erhöhe die Reichweite ihres Tuns. Im Interview spricht Hommelhoff über die aktuellen Herausforderungen für Stiftungen und die kürzlich verabschiedete Reform des Stiftungsrechts.
Frau Hommelhoff, mit dem Begriff Stiftung verbinden viele Menschen die großen, kapitalstarken Organisationen wie die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach- oder die Bertelsmann-Stiftung. Dabei haben laut Angaben Ihres Verbands etwa 63 Prozent der deutschen Stiftungen weniger als eine Million Euro Stiftungskapital. Ist in den Köpfen der Leute also eine falsche Vorstellung dieser Einrichtungen verankert?
Ja, das stimmt. Die meisten Menschen denken wohl erst einmal an die großen Stiftungen. Dabei ist das Tolle am deutschen Stiftungssektor ja die große Heterogenität: Bei der Größe, der Rechtsform, der Ausrichtung. Ende vergangenen Jahres gab es hierzulande fast 24 000 Stiftungen, die Zahl hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren mehr als verdoppelt, auch im Corona-Jahr 2020 ist sie weiter gestiegen. Tatsache ist aber auch, dass viele kleine Stiftungen insbesondere wegen der dauerhaft niedrigen Zinsen vor großen Herausforderungen stehen. Die Großen stecken das insgesamt besser weg.