„Ohne seine moralische Unterstützung hätte ich in Berlin niemals überlebt“

Mitte November wurde der frühere ukrainische Botschafter in Berlin zum Vize-Außenminister seines Landes ernannt. WELT AM SONNTAG hat Andrij Melnyk zum Joggen in Kiew getroffen. Ein Gespräch über Momente der Hoffnung und blanker Verzweiflung – und was deutsche Minister damit zu tun hatten.

Ein Geschenk Gottes sei es, sagt Andrij Melnyk, durch seine neue, alte Heimat zu joggen. Neun Monate nach Beginn von Putins Angriffskrieg rollen noch immer keine russischen Panzer durch Kiews Nationalpark Holossijiw. Eltern schieben Kinderwagen, Jogger und Spaziergänger sind unterwegs. Hier in seinem Viertel dreht Melnyk fast jeden Tag eine Runde, weil er es liebt, die Menschen zu beobachten.

Sie seien fröhlicher und höflicher geworden, manchmal blitze ein Lächeln in fremden Gesichtern auf, sagt der 47-Jährige. „Weil sie erkennen: Im Frühjahr standen sie kurz davor, alles zu verlieren.“ Damals fürchteten auch seine Schwiegereltern in Kiew, dass die Hauptstadt bald fallen könnte. Heute liege die Stimmung irgendwo zwischen Contenance und Trotz, sagt der frühere Botschafter in Deutschland. Die letzten Blätter sind von den Bäumen gefallen, Kiew erwartet einen harten Winter. Seit Oktober versucht die russische Armee, die Stadt mit Angriffen auf die Energieinfrastruktur in den Blackout zu bomben.

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Gnette: VBUI

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