„Nie wieder“ muss auch für den deutschen Fußball gelten
Frankfurter Rundschau
Das „Nie wieder“ muss deutsche Fußballräson sein. Ein Kommentar.
Im Aktuellen Sportstudio am Samstagabend war mal nicht einer dieser üblichen Akteure des Fußballs zu Gast, für den die Tür aufschwingt und die Lichtershow im Gang gesetzt wird. Denn es galt nicht, die Tore des Spieltags oder eine Karriere zu feiern, sondern ein ernsthaftes Thema zu besprechen: Wie sich der Krieg im Nahen Osten auswirkt auf unsere Sportlandschaft und somit Gesellschaft. Darüber sprach Alon Meyer, der Präsident der deutschen Makkabi-Vereine.
Die Woche über war zum Thema geworden, wie die Klubs der Fußball-Bundesliga umgehen sollten mit Angestellten, also Spielern, die sich vor allem in den Sozialen Medien antisemitisch geäußert hatten. Eine Fügung des Spielplans war, dass am Samstagabend die beiden Vereine aufeinandertrafen, deren Handeln in ihren vergleichbaren Fällen sehr unterschiedlich war: eine entschlossene Suspendierung bei Mainz 05 (El Ghazi), ein Durchgehenlassen bei Bayern München (Mazraoui).
Der Zentralrat der Juden hat das Vorgehen des FC Bayern als in einer komplexen Gemengelage unterm Strich „angemessen“ bezeichnet – doch der Verein sollte schon auch das annehmen, was Alon Meyer klar benannt hat: Das Statement von Noussair Mazraoui war wachsweich, ohne Erwähnung von Israel, ohne Benennung des konkreten Terrors der Hamas. Meyer sprach die Interessen an, die der FC Bayern im arabischen Raum hat und dass dort wohl auch andere deutsche Klubs Wachstumschancen sehen, weswegen eine klare Positionierung gescheut würde.
Alon Meyer hat das gut analysiert – und an den einflussreichen Profisport appelliert. Er berichtete aus dem Alltag seiner Vereine, die nun in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten müssen. Es sollte klar geworden sein, dass der deutsche Fußball mit in der Verantwortung steht, jüdisches Leben zu bewahren.
Besser als manche Vereins-Entscheider haben das die Fanszenen verstanden. Anhänger von Eintracht Frankfurt beschützten eine israelische Bar in Leipzig, die nach dem Hamas-Angriff eigentlich hatte schließen wollen, und am Samstag gab es in einigen Kurven klare Ansagen. Das „Nie wieder“ muss deutsche Fußballräson sein.