„Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu“
Die Welt
Oliver Kahn galt über Jahre als bester Torwart der Welt. Er war respektiert, noch mehr gefürchtet, wurde in gegnerischen Stadien mit Affenlauten begrüßt. Heute spricht er offen darüber, wie seine Verbissenheit ihn psychisch krank machte.
Jeder Fußballfan, der sich an das Weltmeisterschafts-Finale 2002 in Japan erinnert, kennt dieses Bild: Oliver Kahn, damals 33 Jahre alt, sitzt nach dem Schlusspfiff minutenlang am Pfosten seines Tores im Stadion von Yokohama. Sein Blick ist leer. Gerade hat der als „Titan“ gerühmte Torwart im Finale gegen Brasilien (0:2) einen sehr irdischen Fehler gemacht. Einen Schuss des Brasilianers Rivaldo in der 67. Minute lässt er nach vorn prallen, Stürmerstar Ronaldo bringt Brasilien in Führung. Es sind noch 23 Minuten zu spielen, aber es ist die Vorentscheidung.
Kahn – fehlbar. Kahn – am Boden zerstört. Ein Mann in tiefe Selbstzweifel gestürzt. „Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu“, glaubt er. Noch im Tor seien die möglichen Reaktionen der Öffentlichkeit vor seinem inneren Auge vorbeigezogen.