
„Es werden Genozid-Spiele“
Frankfurter Rundschau
Dolkun Isa, Präsident des Weltkongress der Uiguren, über die grausame Behandlung seiner Ethnie in China, das Schweigen des IOC und Erinnerungen an Olympia 1936 in Nazi-Deutschland.
Es ist ein kurzer Moment, in dem die Mimik von Dolkun Isa bricht. Als der 54-Jährige über die Tragödie seiner Familie spricht, zittert das Kinn, die Stimme wird brüchig. 1994 musste der Uigure aus China fliehen.
Herr Isa, wann sind Sie erstmals politisch aktiv geworden?
Ich habe Physik an der Xinjiang University studiert. Aufgrund meiner politischen Aktivitäten durfte ich aber keinen Abschluss erlangen. 1985 war ich Anführer von pro-demokratischen Demonstrationen. 1987 habe ich eine Studienorganisation gegründet. Unser Hauptanliegen war es, Uiguren in Ostturkistan das Alphabet beizubringen. Da habe ich schon realisiert, dass die chinesische Regierung die Bildung von Uiguren verbieten möchte. 1988 haben wir große Demonstrationen gehalten. Wir haben gleiche Rechte und demokratische Wahlen gefordert. Wir haben über 1000 Studenten auf die Straße bekommen.
Wie ging es weiter?
In derselben Nacht wurde mir für vier Monate Hausarrest auferlegt. Ich wurde von der Universität geschmissen und habe dann ein kleines Restaurant in Peking eröffnet. Da viele ausländische Kunden bei mir gegessen haben, hat die chinesische Regierung meinen Laden nicht als Restaurant, sondern als internationales Informationcenter gesehen. 1994 habe ich die Informationen bekommen, dass es für meine eigene Sicherheit besser wäre, wenn ich das Land verlasse. Da wusste ich noch nicht, dass der Abschied von meiner Familie ein Abschied für immer sein würde.













