„Die Zellverbindungen der Darmschleimhaut werden regelrecht aufgesprengt“
Die Welt
Die Ursachen des Reizdarms sind oft ein Rätsel. Forscher haben nun die Vorgänge in der Darmschleimwand mit modernen Methoden genauer untersucht. Bei vielen der Patienten entdecken sie drastische Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel.
WELT: Über kaum eine andere Erkrankung wird derzeit so oft geredet wie über das Reizdarm-Syndrom...
Annette Fritscher-Ravens: Oh, da muss ich schon richtigstellen. Das Reizdarm-Syndrom ist keine allein stehende Erkrankung, sondern lediglich ein Komplex an Beschwerden. Deswegen auch der Begriff „Syndrom“. Da können auch tatsächlich Krebs oder schwere entzündliche Darmerkrankungen dahinterstecken. Doch das kommt eher selten vor. Das Problem ist vielmehr, dass die konventionelle Medizin für den Symptomkomplex – Blähungen, Bauchschmerzen sowie Veränderungen der Stuhlgewohnheiten wie Verstopfung oder Durchfall – oft keine nachweisbare Erklärung findet und ihn daher gerne als funktionell einstuft. Viele Betroffene haben am Ende eine regelrechte Ärzteodyssee hinter sich, und sie werden dabei nicht selten zum Fall für die Psychosomatik oder sogar für die Psychiatrie erklärt.