„Die Geldmanager wurden traumatisiert“
Die Welt
Kein Historiker weiß mehr über Wirtschaftskrisen als er. In der Pandemie habe eine Revolution in den Zentralbanken den finanzpolitischen Herzinfarkt verhindert, sagt Adam Tooze. Warum Konservative wie Linke mit den Herausforderungen der Post-Covid-Zeit überfordert sind, erklärt er im Interview.
Die WELT: Im April 2020 haben Sie in einem Interview von einer „gedopten Version von 2008“ gesprochen. Was meinten sie damit – und ist diese Einschätzung dann über den Haufen geworfen worden?
Tooze: Worum es mir ging, war zu sagen, dass wir über die Pandemie hinaus außerdem noch mit einem finanzpolitischen Herzinfarkt zu tun hatten. In der zweiten und dritten Märzwoche waren wir näher am Abgrund als im September 2008. Damals waren es Banken und Hypotheken. Was 2020 kollabierte, war der Markt für amerikanische Staatsanleihen. Und das ist ein Markt in Größenordnung von 18 Billionen, das Fundament des Finanzsystems, und dieser Markt muss liquide sein.