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„Daniel Brühl – Der Reiz des Bösen“ auf Arte – Vom Fernsehen keine Rede

„Daniel Brühl – Der Reiz des Bösen“ auf Arte – Vom Fernsehen keine Rede

Frankfurter Rundschau
Monday, February 20, 2023 04:58:00 PM UTC

Arte widmet dem international erfolgreichen Schauspieler Daniel Brühl ein informatives, allerdings auch lückenhaftes Porträt.

Frankfurt – In Sachen Academy Awards will es einfach nicht klappen. 2013 hatten viele mit einer Oscar-Nominierung für Daniel Brühl, den Hauptdarsteller in Ron Howards Niki-Lauda-Biografie „Rush: Alles für den Sieg“ gerechnet. Aber Brühl wurde enttäuscht. Das, so räumt er ein, habe ihm dann doch zu schaffen gemacht. Aktuell ist er in der Romanadaption „Im Westen nichts Neues“ in der Rolle des Politikers Matthias Erzberger zu sehen. Die internationale Koproduktion, die es ohne die aufopfernde Hartnäckigkeit der schottischen Ko-Produzentin und Ko-Szenaristin Lesley Patterson nie gegeben hätte, ist für neun Oscars nominiert. Jedoch keiner der beteiligten Schauspieler. Auch Daniel Brühl nicht.

Ansonsten aber läuft es gut für den 44-Jährigen, der in Barcelona geboren wurde und zweisprachig aufwuchs. Er hat für internationale Produktionen vor der Kamera gestanden, ist auch in Hollywood etabliert, wo ihm gar Einlass ins Marvel-Universum gewährt wurde. Dort spielte er einmal im Kino und einmal in einer Disney+-Serie Zemo, einen Superschurken, der Anspruch auf die Weltherrschaft erhebt.

Zemo ist eine weitere von vielen Rollen, mit denen sich Brühl vom Image des netten Jungen von nebenan abzusetzen trachtete. Auch von der Anmutung von Nahbarkeit, die dazu führt, dass fremde Menschen ungeniert auf ihn zukommen. Er verdankt diese Wirkung seiner bubenhaften Physiognomie und vor allem dem Erfolgsfilm „Good Bye, Lenin!“ von 2003. Die anfangs von der deutschen Kritik teils harsch abgeurteilte, an der Kasse aber – auch im Ausland – enorm erfolgreiche Tragikomödie von Wolfgang Becker machte Daniel Brühl populär und nimmt zu Recht einigen Raum ein in Lukas Hoffmanns 52-minütigem Brühl-Porträt. Dazu gehört die Anekdote, dass Brühl zur Premierenfeier im Rahmen der Berliner Filmfestspiele nicht eingelassen wurde. Der Ordner mochte nicht glauben, dass der schüchterne junge Mann der Hauptdarsteller sei.

Fraglos fand Daniel Brühl leichter Zugang zum Metier als andere. Sein Vater war der 2010 verstorbene Regisseur und zeitweilige WDR-Redakteur Hanno Brühl. Der besetzte seinen Sohn Daniel, der sich schon als Kind für den Schauspielerberuf interessierte, und dessen fast gleichaltrige Jugendfreundin Katharina Schüttler 1999 in dem Jugenddrama „Hin und weg“.

Zu dem Zeitpunkt blickte Daniel Brühl aber bereits auf vierjährige Schauspielerfahrung zurück. Berührungsängstlich vermeidet Hoffmann die Erwähnung der vielen Fernsehrollen, die ungeachtet ihrer inhaltlichen und ästhetischen Qualität zur Bildung der Schauspielerpersönlichkeit Brühls beigetragen haben. Darunter Produktionen wie die Soap Opera „Verbotene Liebe“, Serien wie „Freunde fürs Leben“ und „Sturmzeit“, Gastspiele in „Polizeiruf 110“ und „Soko München“. Aus solchen Auslassungen spricht die immer noch nicht ausgestandene Haltung, die grundsätzlich Kino- über Fernsehproduktionen stellt. Obwohl doch Kinofilme einer grundsätzlich kommerziell orientierten Industrie entstammen, die künstlerischen Visionen nur begrenzt Raum lässt. Wenn überhaupt.

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