„Bei der EZB beten gerade viele, dass der Inflationsdruck nicht dauerhaft wird“
Die Welt
ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann bezweifelt, dass die EZB noch gegensteuern könnte, wenn sich die Inflationserwartungen verfestigen sollten. Der EU wirft er vor, die Schuldenregeln aus falscher Rücksichtnahme nicht konsequent angewendet zu haben – und mahnt Brüssel zu mehr Transparenz.
WELT: Herr Heinemann, ist die Inflation gekommen, um zu bleiben?
Friedrich Heinemann: Das wissen wir nicht. Klar ist, dass der Inflationsschub in dieser Höhe durch eine Reihe von temporären Effekten angetrieben wird. Ich glaube dennoch, dass hohe Wachsamkeit geboten ist, ob daraus nicht ein permanenter Inflationsdruck wird. Argumente für ein dauerhaftes Inflationsproblem sind unter anderem der zunehmende Mangel an Arbeitskräften und auch das Ende von China als Billiglohnstandort. Noch dazu stellt sich die heikle Frage: Wenn die Inflationserwartungen steigen, könnten Zentralbanken dann noch entschlossen dagegen steuern? Da habe ich besonders bei der EZB wachsende Zweifel.