Öl-Konzerne investieren trotz Riesengewinnen weniger ins Klima
DW
Shell, BP und ExxonMobil verbuchen in der Energiekrise Rekordgewinne, Investitionen in Erneuerbare hinken währenddessen hinterher. Klimaziele werden zurückgeschraubt.
Anfang Februar gab der Öl- und Gasriese Shell einen historischen Gewinn von fast 40 Milliarden US-Dollar (37,18 Milliarden Euro) für das Jahr 2022 bekannt. Andere multinationale Energiekonzerne haben ebenfalls Rekordgewinne verbucht, darunter BP (28 Mrd. USD) und Exxon Mobil (56 Mrd. USD). Die außergewöhnlich hohen Profite sind zu großen Teilen auf die steigenden Energiekosten zurückzuführen, ausgelöst durch die russische Invasion der Ukraine.
US-Präsident Joe Biden hatte angesichts der explodierenden Energiekosten für die Verbraucher die Gewinne als "Kriegsgewinne" bezeichnet und gefordert diese Sondereinnahmen in Zukunft höher zu besteuern. Weil westliche Staaten so schnell wie möglich unabhängig von russischen Importen werden wollen, läuft der Ausbau der Förderkapazitäten auf Hochtouren. Einige Wissenschaftler und Klimaaktivisten sind besorgt, dass Klimaziele für noch mehr Profite gekippt werden.
Auch BP kündigte vergangene Woche Rekordgewinne und eine Dividendenerhöhung für Aktionäre an. Gleichzeitig verwässerte das Unternehmen seine Zusagen zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen und steigerte seine Produktionsziele für Öl und Gas. Vor drei Jahren noch wollte BP-Konzernchef Bernard Looney den Konzern bis 2050 klimaneutral machen.
"Wir brauchen einen schnellen Übergang zu Netto-Null-Emissionen. Die Gesellschaft muss die Ziele von Paris einhalten", so Looney im Jahr 2020. Davon ist heute nicht mehr viel übrig. Mit der Anhebung der Förderziele werfen ihm Kritiker nun eine völlige Kehrtwende vor.
Statt 35 bis 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bis 2030 sollen es jetzt bei BP nur noch 20 bis 30 Prozent weniger werden. Auch die Zusage, bis zum Ende dieser Dekade 40 Prozent weniger Öl und Gas zu fördern, wurde einkassiert und auf 25 Prozent reduziert.