Ökonom: Inflationsproblem noch lange nicht gelöst
n-tv
Beschäftigte im öffentlichen Dienst können sich über eine deutliche Lohnerhöhung freuen. Alle Bürger müssen in der Folge allerdings mit steigenden Gebühren der Kommunen rechnen. Und die Inflation dürfte hoch bleiben.
Ökonomen sehen Licht und Schatten im Tarifabschluss für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen. "Alles in allem fällt das Lohnplus für den öffentlichen Dienst verglichen mit der Privatwirtschaft nicht völlig aus dem Rahmen", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Nach dem massiven Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation sei klar gewesen, dass die Löhne auch im öffentlichen Dienst deutlich steigen werden. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Kommunen einen Teil der gestiegenen Arbeitskosten durch höhere Gebühren an die Bürger weitergeben werden - ähnlich agieren die Unternehmen", fügte Krämer hinzu. "Das Inflationsproblem ist noch lange nicht gelöst."
Für ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski passt das Ergebnis in das Bild anderer Abschlüsse: "Für dieses Jahr wird der Kaufkraftverlust aufgefangen, aber nicht komplett ausgeglichen". Im nächsten Jahr könnte dann erstmals seit Jahren wieder ein Reallohnplus herauskommen. "So gut diese Konstellation natürlich für Verbraucher ist, um so schwieriger ist sie für die EZB", sagte Brzeski. "Die Inflation wird damit immer mehr zum nachfragegetriebenen Problem und wird hartnäckiger hoch bleiben." Das sei ein Grund mehr für die Europäische Zentralbank (EZB), um mit ihren Zinserhöhungen weiterzumachen. Die EZB hat ihren Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation zuletzt im März von 3,0 auf 3,5 Prozent angehoben. Das macht Kredite teurer, weshalb etwa in der Baubranche derzeit viele Projekte auf Eis gelegt werden.