
Äthiopien erklärt "humanitären Waffenstillstand" in Tigray
DW
Seit Jahren leidet die Bevölkerung in Tigray unter dem bewaffneten Konflikt zwischen Aufständischen und Armee. Jetzt will die äthiopische Regierung mehr Hilfe in die Region lassen. Experten mahnen zur Eile.
Der "humanitäre Waffenstillstand" sei "unbefristet" und trete "sofort" in Kraft, erklärte die Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed am Donnerstag (Ortszeit). Ziel sei eine "substanzielle Verbesserung der humanitären Situation vor Ort und die Ermöglichung einer Lösung des Konflikts im Norden Äthiopiens ohne weiteres Blutvergießen".
Nach Angaben der Vereinten Nationen brauchen in den drei nördlichen Regionen Amhara, Afar und Tigray insgesamt 9,4 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Der Zentralregierung, aber auch anderen Konfliktparteien, war immer wieder vorgeworfen worden, diese zu blockieren.
"Um den Erfolg des humanitären Waffenstillstands zu optimieren, ruft die Regierung die Aufständischen in Tigray auf, von allen weiteren aggressiven Akten abzusehen und sich aus Gebieten zurückzuziehen, die sie in Nachbarregionen besetzt haben", hieß es in der Erklärung aus Addis Abeba weiter.
Regierungschef und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed wurde in den vergangenen Monaten eine de-facto-Blockade Tigrays vorgeworfen. William Davison, Äthiopien-Experte der Forschungsgruppe International Crisis Group, bezeichnete den humanitären Waffenstillstand als "wichtigen Schritt". Es sei jedoch entscheidend, dass das Versprechen schnell umgesetzt werde, betonte Davison. Die Lieferung humanitärer Hilfe sei für die Bevölkerung von Tigray, die seit Dezember keinerlei derartige Unterstützung erhalten habe, "von entscheidender Bedeutung".
Der militärische Konflikt zwischen der äthiopischen Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begann im November 2020. Inzwischen hat er sich auch auf Tigrays Nachbarregionen Amhara und Afar ausgeweitet.
